Berliner Morgenpost | Gesunder Rücken

5 gern mit der Methode Versuch und Irrtum. Etwa beim Hüpfen, Springen und Klettern üben und lernen sie auch komplizierte und anstrengende Bewe- gungsabläufe. Doch als Erwachsene geht uns viel von diesem Körpergefühl verloren. Und das setzt dem Rücken zu. 30 Prozent der Deutschen sind laut Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse Bewegungsmuffel, 52 Prozent bringen zu viel Gewicht auf die Waage und 60 Prozent finden ihr Leben stressig. Ein steifer Nacken, Ste- chen zwischen den Schulterblättern, Ziehen in der Wirbelsäule oder ein schmerzender Ischiasnerv sind häufig die Folge. Rückenschmerzen sind Volksleiden Nummer eins: 26 Prozent aller Deut- schen gehen jährlich aus diesem Grund zum Arzt, rund 10 Prozent sind durch Rückenschmerzen dauer- haft beeinträchtigt und 6,6 Millionen Deutsche nehmen ein- bis zweimal pro Woche Schmerzmittel ein. Studien zeigen zudem: Schon 70 Prozent der 10- bis 17-Jährigen leiden darunter, vor einigen Jahren noch undenkbar. Schwierige Diagnose Wer Rückenschmerzen hat, ist von Leid geplagt. Die Mobilität ist einge- schränkt, nahezu jede Bewegung tut weh, das Leben macht keinen Spaß. Man möchte einfach, dass die Schmer- zen verschwinden und endlich der Auslöser gefunden wird. Doch bei rund 85 Prozent der Rückenschmerzen kön- nen Ärzte keine eindeutige Diagnose stellen, weiß ich aus eigener langjäh- riger Erfahrung in meiner Praxis. Klar erkennbare Auslöser sind etwa starker Verschleiß der Wirbelsäule, ein Band- scheibenvorfall, eine Skoliose, Entzün- dungen oder Knochenerkrankungen wie Osteoporose, Tumore oder Verlet- zungen. In diesen Fällen kann eine Operation helfen, aber auch das ist keineswegs sicher. Allein rund 60.000 Bandschei- benoperationen werden in Deutsch- land alljährlich durchgeführt. RÜCKEN TIPPS DIE SCHWACHSTELLEN UNSERER WIRBELSÄULE Unser Rückgrat trägt uns durch das Leben, schützt alle wichtigen Organe, unterstützt unsere Bewegungen. Drei Zonen der Wirbelsäule sind jedoch besonders anfällig für Beschwerden. MULTITALENT Unsere Wirbelsäule wird in drei Hauptre- gionen eingeteilt: Hals-, Brust- und Lenden- wirbelsäule (siehe Bild oben). Sie ist fest ge- nug, um das Körpergewicht zu tragen, aber auch ausreichend biegsam, um die Glied- maßen bei allen Bewegungen zu unterstüt- zen. Die Wirbelsäule trägt den Kopf und schützt lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge, Leber und das Innere des Bauchs. WIE DAS RÜCKGRAT IM KÖRPER WIRKT Aus den Wirbeln treten Nervenbündel he- raus, die jeweils unterschiedliche Körper- regionen versorgen. Haut, Mund, Augen, Ohren, Nase, Hals, Schultern und Arme werden von den Nerven der Halswirbelsäu- le versorgt. Störungen an der Brustwirbel- säule können Symptome wie Herzschmerz, Atembeschwerden oder Schmerzen zwi- schen den Schultern auslösen. Blockaden an der Lendenwirbelsäule können Rücken, Becken, Beine aber auch den Unterbauch und die Geschlechtsorgane beeinträchtigen. DAS GEHT AUF DAS KREUZ Manche Berufe können die Wirbelsäule langfristig besonders schädigen. Jobs, in de- nen körperlich schwer gearbeitet wird, wie Metall- sowie Verkehrs- und Lagerberufe. An der Spitze stehen aber Arbeitslose auf- grund der psychischen Belastungen. Auch Arbeitnehmer in Sozial- und Erziehungs- berufen, Seelsorger oder Gästebetreuer sind stark betroffen.* * Quelle: Techniker Krankenkasse, Gesundheitsreport 2017 Mein Tipp: „Wenn der Rücken reden könnte, würde er sehr viel verraten. Er braucht in der Regel weder dauer- haft Medikamente noch Operationen, sondern Achtsam- keit und Fürsorge.“ »26 PROZENT GEHEN JÄHRLICH WEGEN RÜCKENSCHMERZEN ZUM ARZT.«

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