NRZ I Erstausgabe Essen 13.07.1946

Frankreich lenkt ein Paris, 11. Juli (DPD.-Reuter). Frankreichs Zustimmung zur Schaffung der deutschen Wirtschaftseinheit brachte in der Mitt- wochsitzung der Außenministerkonferenz Ministerpräsident und Außenminister Bidauld zum Ausdruck. Gleichzeitig legte Bidauld jedoch großen Wert auf die Festlegung der deutschen Grenzen, die er als eine Voraussetzung für die Einrich- tung einer deutschen Zentralverwaltung bezeichnete. Auch an den französischen Forderun- gen für das Ruhrgebiet und das Rhein- land hielt Bidault fest. Bei der Begrün- dung des französischen Anspruchs auf politische Trennung des Rheinlandes vom Reich zitierte der Ministerpräsident eine Aeußerung Marschall Fochs aus dem Jahre 1919: „Wenn Frankreich sich nicht für dauernd am Rhein festsetzt, dann kann keine Macht der Erde ihm recht- zeitig- beistehen, um eine katastrophale Niederlage zu verhindern." Während er die Schaffung einer deut- schen Zentralverwaltung von der Fest- legung der deutschen Grenzen abhängig machte, bezeichnete Bidauld die Errich- tung einzelner deutscher Staaten als die Voraussetzung für die Bildung einer deutschen Zentralisierung. Sowjets wollen Sitz bei RuStr- Kontrolle Paris, 11. Juli. (DPD. / Reuter.) Vier- michtekontrolle über das Ruhrgebiet und Zurückstellung der vertraglichen Frie- densregelung bis zur Bildung einer den ellierten Wünschen entsprechenden deut- schen Regierung waren die Forderungen, die der russische Außenminister Molo- tow am Mittwoch vor der Pariser Außen- mlnisterkonferehz stellte Gegen die Ein- setzung einer deutschen Zentralverwal- tung als Uebergangsmaßnahme erhob Molotow keine Einwendungen. „Mo- derne“ Pläne für die Teilung Deutsch- lands in autonome Staaten und die Ab- trennung des Ruhrgebietes lehnte der russische Außenminister ab. „Die Ruh; sollte unter die interalli- ierte Kontrolle der vier Mächte gestellt werden”, so fuhr Molotow fort, „damit eine Wiederbelebung der Kriegsindu- strien in Deutschland verhindert wird." Molotow bezeichnete es als gefährlich, daß bis jetzt ein Reparationsplan trotz Welt-Kur^iad^rid^ten La Guardia kommt nach Europa Alle von der UNRRA. betreuten euro- päischen Länder will La Guardia, der Generaldirektor des Hilfswerks, besu- chen, wie er am Donnerstag bekanntgab. La Guardia wird bereits nächste Woche die Vereinigten Staaten verlas- sen. Zur Tagung des UNRRA.-Rates will er am 5. August in Genf sein und im Anschluß daran Lager der Zwangsver- schleppten besuchen. Prag. Nach einer Meldung des tsche- choslowakischen Nachrichtenbüros aus Preßburg tst die Anklageschrift gegen den ehemaligen slowakischen Minister- präsidenten Bela Tuka nunmehr fertig- gestellt Tirana. Der jugoslawische Außen- minister Simictsch ist mit einer Regie- rüngsabordnung in Tirana eingetroffen. Wien. Nach vierwöchiger Arbeit haben britische Heerespioniere die vom Sturm zerstörte Eisenbahnbrücke bei Amold- stein. an der Strecke Wien—Triest wie- der hergestellt. — Mehr als 10 000 Fach- arbeiter fehlen in Oesterreich. Allein die Stadt Wien benötigt 5000 Bauarbeiter. Jerusalem. Die britischen Truppen begannen am Mittwochabend das Haupt- quartier der „Jewish Agency" in Jeru- salem zu räumen Kairo. Während in Kairo durch eine aus einem fahrenden Auto gewotfene Handgranate acht britische Soldaten ver- letzt wurden, wird aus Alexandrien ge- meldet, daß dort bei einem ähnlichen Handgranatenanschlag zwei Weitere bri- tische Soldaten verwundet worden sind. — Die britische Marine hat, wie zuver- lässig verlautet, dabei, ihre ägyptischen Stützpunkte zu räumen. Bombay. Der Obere Gerichtshof in Bombay verurteilte einen „Zauberdoktor" zu neun Jahren Gefängnis, weil er im Juli vorigen Jahres in einem Dorf drei Frauen für den Ausbruch von Cholera verantwortlich gemacht hatte. Die Frauen wurden von der Bevölkerung dann zu Tode geprügelt. Singapur. Der ehemalige Chef der japanischen Polizei in Singapur, Ober- leutnant Haruzo Sumida, und fünf der ihm unterstellten japanischen Polizisten wurden als Kriegsverbrecher gehängt. Sie wurden der Folterung von 57 unter Spionage- und Säbotageverdacht verhaf- teten überführt, von denen 15 den ihnen zugefügten Qualen erlagen. Paris. Die Staatliche Pferderennbahn in Besanson wurde am Mittwoch durch ein Großfeuer heimgesucht. Sämtlich* Rennpferde konnten in Sicherheit ge- bracht werden. — Die Nachbildung einer Krone von Napoleon und die Krönungs- insignien von Karl X. sind aus dem Museum der Kathedrale von Reims ge- stohlen worden, wie der Sender Paris am Mittwoch meldet. Zusammenarbeit Unter den drei Möglichkeiten einer Friedenspolitik für Europa, die Bevin auf- zählte — Gleichgewichtspolitik gleich- starker Staaten, Vormächte- oder Zwei- Block-Politik und gemeinsame Kontrolle der vier Mächte in Zusammenarbeit mit ihren Alliierten —, gab der britische Außenminister der Zusammenarbeit den Vorzug. Sie könne Wahrscheinlich die größte Stabilität sichern, sagte Bevin, in- dem er an seine Unterhauserklärung er- innerte. Er werde mit dem Entschluß nach Paris gehen, eine Teilung Europas zu verhin- dern und eine Friedensmögllchkeit für alle Länder zu finden. Deshalb glaube er auch, daß der Vertragsvorschlag Byrnes* eine Verhan'dlungsgrundlage biete. Die Frage der Zeitdauer eines derartigen Vertrages sollte einem Uebereinkommen nicht im Wege stehen, so erklärte der britische Außenminister dann. „Das deutsche Problem muß unter dem Gesichtspunkt eiher kurzfristigen Politik und als Politik auf weite Sicht in Angriff genommen werden" — heißt er in der Rede weiter. „Der Erfolg der langfristigen Regelungen hängt im großen Umfang von der. Lösung der Tagesprobleme ab. Wir halten in unserer Sofortpolitik an dem Abkommen von Potsdam fest, voraus- gesetzt, daß es ganz ausgeführt wird und man jede Anstrengung unternimmt, es erfolgreich zu machen." Abtransporte „Eine der Potsdamer Bestimmungen, die im Augenblick nicht verwirklicht sind, ist die Behandlung Deutschlands als Wirt- schaftseinheit", erklärte Bevin weiter, „Außenminister Byrnes erklärte," so fuhr er fort, „daß die amerikanische Regierung 200 Millionen Dollar jährlich zui Unter- stützung ihrer Zone in Deutschland aus- gibt, weil die Bestimmungen des Pots- damer Abkommens rricht durchgeführt werden. Die Schätzung der britischen Ausgaben für die britische Zone in Deutschland während des laufenden Fi- nanzjahres beläuft sich auf 80 Millionen Pfund. Zum großen Teil ist diese Ausgabe darauf zurückzuführen, daß wir in un- serer Zone keinen Nutzen aus einheimi- schen Ueberschüssen anderer Zonen in Deutschland haben. Es ist kein Geheim- nis, daß ein großer Teil dieses Über- schusses entgegen den zitierten Potsdamer Bestimmungen aus Deutschland abtrans- portiert wird. Ein anderes Beispiel des Nichterfüllens der Potsdamer Abmachungen ist die Wei- gerung der Sowjetbehörden in Deutsch- land, gemeinsames Einfuhr- und Ausfuhr- programm für ganz. Deutschland aufzu- stellen. Zwar schließt die Potsdamer Er- klärung nicht die Möglichkeit aus, der laufenden Produktion Reparationen zu entnehmen, aber sie legt fest, daß dies erst nach der Ausgleichung der Zahlungs- bilanz durch Deutschland als Ganzes der Fall sein soll." Keine Teilung Deutschlands „Wir waren immer der Ansicht," so fuhr Bevin fort, „daß die Besatzungs- truppen für einen langen Zeitraum in ge- wissen Bezirken Deutschlands bleiben müßten, aber wir rechneten nicht damit, daß dies die dauernde Aufrechterhaltung der Teilung Deutschlands in Zonen be- deuten könnte, die Herr Molotow zu be- absichtigen schien. Die britische Regie- rung würde es begrüßen, wenn er seinen Standpunkt in dieser Frage erläutern Würde. Wenn die Zonen sich gegenein- ander abschiießen, dann heißt das, daß Europa .geteilt wird, und das wird ernste Schwierigkeiten und eine Bedrohung füf den Frieden verursachen.“ Außenminister Bevin legte dann die britische Auffassung zur Frage der Ein- setzung einer Viermächte-Komraission zur Ueberprüfung der Entwaffnung Deutsch- lands dar. Er stellte dann fest, es hätten Berichte Vorgelegen, nach denen in der Sowjetzone Kriegsmaterial hergestellt werde. Er habe nicht angenommen, daß diese Berichte zutreffend seien, aber er habe in Uebereinstimmung mit den vom Rat der Außenminister angenommenen Grundsätzen vorgeschlagen, daß eine Viermächte-Kömmisslon die Behauptun- gen untersuchen und die Oeffentlichkeit durch ihre Widerlegung beruhigen solle „Wenn die anderen drei Delegationen einer Untersuchung zustimmen, würde die britische Regierung diese Berichte vorlegen und sie überprüfen lassen", so stellte Bevin fest. „Ich stimme mit Byrnes darin überein, daß der Kontrollrat in Berlin angewiesen werden sollte, diese Ermittlungen unter allen Gesichtspunkten zu beginnen." Zonen-Abkapselung bedroht Frieden Großbritannien will Teilung Europas verhindern Paris, 12. Juli (DPD) D«r britisch« Außenminister begründete am Mittwoch aui der Pariser Konferenz seine nachdrückliche Forderung auf unverzügliche Herstellung der deutschen Wirt- schaftseinheit unter Haranzlehuug der Bestimmungen von Potsdam. Dabei wies er rfach, daß von russischer Salta die Bestimmungen durch den Abzug von Überschüssen aus der russischen Zone und durch die Ablehnung eines gemeinsamen Import-Export- Programmes verletzt worden seien. Zu der Reparationsforderung Molotows stellte Bevin in Uebeieinstimmung mit Byrnes fest daß niemals der Reparations- höhe von 10 Milliarden Dollar für Ruß- land zugestimmt worden sei. Oesterreichs Parlament lehnt ab Mit 164 gegen 4 Stammen billigte das österreichische Parlament in einer Son- dersitzung die ablehnende Haltung der österreichischen Regierung gegen den russischen Befehl über die Einziehung deutschen Eigentums in der sowjetischen Besatzungszone als Reparationsleistun- gen. Die vier Gegenstimmen wurden von kommunistischer Seite abgegeben. Rußland stoppt Ausweisung Sehr viele Reichsdeutsche, die im russischen Besatzungsgebiet von Wien von der österreichischen Polizei für den Abtransport nach Deutschland erfaßt worden waren, mußten wie- der nach Hause geschickt werden, da keine Transportmittel für sie bereitge- stellt waren, trotzdem die Russen Trans- portmittel für 13 000 Personen beschlag- nahmt hatten. Im übrigen haben die Rus- sen — wie in Wien zuverlässig ver- lautet — die Ausweisung der Volks- deutschen aus dem sowjetischen Sektor Wiens plötzlich gestoppt Bevin: Organisierung der Industrie Im weiteren Verlauf der Donnerstag- sitzung wiederholte der britische Außen- minister Bevin seine am Mittwoch aus- gesprochene Warnung, daß Großbritan- nien gezwungen sein würde, seine deut- sche Besatzungszone wirtschaftlich so zu organisieren, daß die Betastung des britischen Steuerzahlers aufhöre, felis die Großmächte sich nicht zu einem emeinsameh Vorgehen entschließen önnten. Bevin sagte ebenfalls, daß es unter den augenblicklichen Umständen not- wendig sein würde, die deutsche Indu- strie in der britischen Besatzungszone auf einen Stand zu bringen, bei dem die Zone nicht mehr von Großbritannien ab- hänge. Bevin erklärte, er stimme mit Frank- reich überein, daß die deutschen West- grenzen festgelegt werden sollten, damit sowohl Deutschland wie die westlichen Alliierten sobald wie möglich wüßten, mit welchen gebietsmäßigen Vorausset- zungen sie bei ihrer Arbeit zu rechnen hätten. Er sagte, daß er geneigt sei, die französischen Ansprüche auf die Saar zu unterstützen, vorausgesetzt, daß andere Gebietsfragen gleichzeitig gelöst würden. Außenminister Bewin erklärte ferner, daß er mit Molotows Vorschlag zur Prü- fung der Abrüstung nicht einverstanden sei, da dieser Vorschlag darauf hinaus- laufe, .die Prüfung zu beschränken. Präsident Truman betont: 1. Die USA. beabsichtigen, mit den anderen Alliierten und mit Oesterreich in Verhandlungen einzutreten, die auf einen Verzicht auf den USA.-Anteil an dem deutschen Vermögen in Oesterreich als Teil einer Generalregelung abzielen. 2. Die USA. stimme:) zu, daß wäh- rend der Verhandlungen alle deutschen Vermögen in Oesterreich treuhänderisch in die Hände der österreichischen Regie- rung gelegt werden und daß die Bundes- regierung diese Vermögen unverzüg- lich für den Wiederaufbau benutzen kann, ohner Furcht vor einem Abtrans- port irgendwelcher Anlagen. Die Eigen- tümerfrage soll später gelöst werden. 3. Die Regierung der USA. wird nie- mals einen tatsächlichen Abtransport von Eigentum anerkennen, der nicht ia Einklang mit der Londoner Deklamation yon 1943 steht und Oesterreich nicht di« Kontrolle über die Quellen des Landes in Zusammenhang mit der Moskauer Ec» klärung läßt. Österreich will arbeiten England protestiert gegen Einziehung deutschen Eigentums USA. verzichtet Wien 11 Juli (DPD-Reufef) Die britische Regierung hat gagbf» den russischen Befehl, nach dem deutsches- Eigentum in Oesterreich als Reparationsleistungen eingezogen werden soll, protestiert Der Protest wurde den Russen durch die britischen Behörden in Wien überreicht. Gleichzeitig hat die USA. in einer Botschaft des Präsiden- ten Truman an den österreichischen Bundeskanzler Figl auf ihren An- teil an dem deutschen Eigentum in Oesterreich verzichtet. Dem britischen Protest folgte ein Be- fehl der britischen Behörden in Wien, üer jede Einmischung in den deutschen Besitz im britischen Sektor Wiens und in dem von Großbritannien verwalteten Teil der internationalen Zone der österreichi- schen Hauptstadt verbietel: „Ohne aus- drückliche Genehmigung der britischen Militärregierung ist es verboten, in irgendeiner Weise an. der Verlagerung von Besitz teilzunehmen, der direkt oder indirekt Eigentum von Beamten des Deutschen Reiches oder von deutschen Bürgern ist". Jede bereits getroffene Abmachung, die in Widerspruch zu die- sem Befehl stehe, werde für null und nichtig erklärt Molotow lehnt ab Außenkommissar Molotow lehnte den Vorschlag von Bevin, die wirtschaft- lichen Schranken zwischefl den einzelnen deutschen Besatzungszonen fallen zu las- sen und den Austausch überschüssiger Waren zwischen de« Zbnen zu geltet- tu » «A, wie den Vorschlag von Außenminister Byrnes, daß eine Sonder- kömmlssion die deutsche Frage prüfen solle. E{ schlug erneut die Einberufung einer besonderen Sitzung der Außen- minister über die deutsche Frage vör. Byrnes nahm den Vorschlag an, erklärte jedoch, daß-er es vorziehe, die Stellver- treter unmittelbar damit zu beauftragen Londonerinnen gegen weitere Rationierung USA. gegen Rachefrieden Paris, 12. Juli (DPD.-Reuter). Auf der Donnerstagsitzung der Außenminister- konferenz legte Außenminister Byrhes die allgemeinen Grundlinien der ameri kanischen Politik gegenüber Deutschland dar und setzte sich mit Nachdruck für die sofortige Errichtung einer Sonder- kommlssion ein, die ihre Arbeit über das deutsche Problem sofort aufnehmen sollte. Im einzelnen führte Außenminister Byrnes aus: „Die amerikanische Regie- rung hat niemals daran gedacht Deutschland einen Frieden der Rache aufzuerlegen. Sie. betrachtet die wirt- schaftliche' Wiederbelebung Deutschlands als wesentlich für die wirtschaftliche Wiedererholung Eurooas. Sie setzt steh für die industrielle Wiederbelebung Deutschlands auf friedlicher Grundlage ein. ‘Die amerikanische Regierung, ist da- gegen nicht dafür, der wirtschaftlichen Wiederbelebung Deutschlands Vorrang zu qeben gegenüber der Wirtschaftlichen Wiederbelebung der Länder, die Deutsch- land verwüstet hat Student-Urteil aulgehoben Herford, 10; Juli. (DPD.)' Die gegen Generaloberst Kurt Student, den ehemali- gen deutschen Oberbefehlshaber auf Kreta, am 10. Mal vom britischen Mili- tärgericht in Lüneburg verhängte Ge- fängnisstrafe von fünf Jahren, wurde Jetzt von General Galloway, dem Kom- mandeur des 30. britischen Korps in Deutschland aufgehoben. der wiederholten Vorstellung der Sowjet- regierung noch nicht ausgearbeitet und die Ruhr noch nichk unter alliierte Kon- trolle gestellt worden Sei. Byrnes für Wirtschaftseinheit Der amerikanische Außenminister Byr- nes schlug im Verlauf deT Donnerstag- Sitzung vor, daß jede Besatzungsmacht, die es wolle, öder alle vier Besatzuhgs- mächte sich an die amerikanische Be- satzungszone zu einer wirtschaftlichen Einheit an schließen sollten. .Byrngs fügte hinzu, daß er noch mehr für die Errich- tung zentraler deutscher Verwaltungs- stellen sei, wie dies ln Potsdam beschlös- sen worden sei. Bis zür Festlegung der .endgültigen deutschen Westgrenze könne das Saargebiet von der Amtsgewalt die- se; Zentralverwaltungsstelleirausgeschlos- Oen und unter französischer Oberhoheit belassen werden. Sondersitzung im September Die vier Außenminister kamen am Donnerstag in Paris überein, eine Son- dersitzung des Rates der Außenminister über die deutsche Frage so bald wie möglich nach dem Ende der General- versammlung der UNO, die im Septem- ber Zusammentritt', einzuberufen. Zonen-,.Abteil Im weiteren Verlauf der Donnerstag- sitzung der Außenministerkonferenz er- griff der amerikanische Außenminister noch einmal das Wort zu ausführlichen Darlegungen, als er den Vorschlag ein- br'achte, die anderen Mächte sollten ihre Zonen in Deutschland wirtschaftlich mit der’USA.-Zone vereinigen. „Wir können nicht dabei bleiben", so erklärte Byrnes, „Deutschland als vier luftdicht voneinander abgeschlossene Abteile zu verwalten, und den Austausch von Gütern Nachrichten und sogar Ideen zu verhindern." Eine Fortsetzung des gegenwärtigen Zustandes würde in Inflation und wirt- schaftlicher Lähmung enden. „Kurzungen untragbar" sagt das Oberpräsidium Kr. Düsseldorf, 12. Juli. (Eigenbericht) Das Oberpräsidium der Nord-Rheinpro- vinz bemerkt zu den Kürzungen in einem Kdmmentar, der heute herausgegeben wurde, daß von einem kalorienmäßigem Ausgleich zur. Zeit noch njehts Genaue- res bekannt sei (der Rundfunkmeldung zufolge soll es etwas mehr Fleisch und Brot geben,- bei jedoch zusätzlicher Kür- zung der augenblicklichen Fischrationen. D, Red.). Grundsätzlich halte das Ober- Präsidium jedoch diese erneute Kürzung der' Lebensmittelrationen in der briti- schen Zone für untragbar, da der Tages- satz von nünmehr 7 g Fett unter dem Lebensnotwendigsten liege. - Dies# er- neute Kürzung treffe die Bevölkerung der Nord-Rheinprovinz um so mehr, als diese bereits seit Mohaten durchaus un- zureichend ernährt ist, so daß Weitere gesundheitliche Schädigungen nicht aus- bleiben werden Da die erneute Kürzung diesmal auch die Rationen der Selbstversorger trifft, so fährt der Kommentar des Qberprä- sidiums fort, wird sich in -der Folge ein Absinken der Milchanlleferung bei den Molkereien zeigen, da die Selbstversor- ger durch Selbstbuttern- den gekürzten Teil ihrer Rationen ausgleichen werden. Die Industriebevölkerung wird überdies im verstärkten Maße aufs Land ziehen und — koste es, was es wolle — sich um Fettzuteil.ung auf-eigene Faust be- mühen. Das wird sich auch auf die Oel- saaten erstrecken, für die zur Zeit schon Phantasiepreise gezahlt werden. Auf die Folgen der daraus sich ergebenden rdek- läutigen Milchversorgung sei in diesem Zusammenhang nur hingewiesen. Das Oberpräsidium stellt in seinem Kommentar abschließend fest, daß eine Einfuhr aus England nicht möglich sei. Ein Ausgleich müsse deshalb entweder aus anderen Zonen gesucht werden oder durch Einfuhr vom Weltmarkt. Zur Auf- rech'terhaltung der augenblicklichen Fett- ration von 400 g pro Zuteilungsperiode wäre eine Einfuhr von 8000 t Oelfrüchten und Oelsaaten monatlich in die britische Zone nptwendlg; im Vergleich dazu habe die jährliche Einfuhr an Oelfrüchten und Oelsaaten in ganz Deutschland 2 Millionen t betragen. Der Kommentar des Oberpräsidiums der Nord-Rhetnpro- vlnz weist auf die Erregung der Bevöl- kerung hin und fordert die unbedingt* Beibehaltung der augenblicklichen Ra- tionen, die so schon bei weitem nicht ge- nügen, um die arbeitende Bevölkerung auch nur einigermaßen zu ernähren. Nunmehr regelmäßig 2 kg Kartolfeln Hamburg, 12. Juli. (DPD) Zum ersten Male seit dem März wird eine allge- meine Kartoffelzuteilung in der am 22. Juli beginnenden 91. Zuteilungsperiode erfolgen; so teilt die Abteilung - für Er- nährung, Land- und Forstwirtschaft bat der britischen Militärregierung amtlich mit: Die Kartoffelzuteilung für Normal- verbraucher wird 2 kg wöchentlich be- tragen. Eine Chance „Es ist irreführend", so sagte Byrnes, ,von einer kurzen oder langen Besetzung zu sprechen. Kontrollen und klein« Sicherungsstreitkräfte\ müssen für eine lange Zeit aufrecht erhalten bleiben, um zu verhindern, daß Deutschland sich nicht: ah die Bedingungen der überein- gekommenen Friedensregelung hält** Aber Massenbesetzung und eine Be 1 Satzungsregierung für Deutschland wür- den unsere Bestrebungen zunichte machen,, wenn sie sich über einen langen Zeitraum erstrecken. Den Deutschen müsse eine Chance ge- geben werden, betonte er, die Schwierig- keiten und Bedrückungen durch eigene Anstrengung auf ein Minimum zu brin- gen- Wenn ihnen diese Chance nicht ge- geben wird, dann werden sie diese Schwierigkeiten und Bedrückungen auf die alliierte Besatzung Zurückführer und nicht auf den so vernichtenden Angriffs- krieg, den ihre Führer über sie und die Welt gebracht haben. Die deutsche Frage erneut vertagt Wirtschaftseinheit jetzt auch von Frankreich bejaht - Rußland ist dagegen L Paris, 12. Juli .(Eigenbericht). Die AuBenminlster der vier Großmächte traten am Freitag nachmittag wieder zu einer Sitzung zusammen, nachdem ln der Donnerstag-Sitzung keine Uebereinsttm- mung über die deutsche Frage erzielt worden war. Der amerikanische und britische Außenminister hatten sich erneut fttr die in den Pots- damer Beschlüssen leslgelegi« Wirtschaftseinheit eingesetzt, einem Vorschlag, dem sich dieses Mal auch Frankreich anschloß. Da. Molo- tow jedoch nicht beipflichtete, sondern eine erneute Sitzung der Außenminister vorschlug, kam es auch diesmal nicht zu der erhoff- ten Einigung. Fett, Zucker, Fisch gekürzt Rundfunk meldet: Mehr Br ot und Fleisch als Ausgleich Essen, 12. Juli. (Eigenb.) Der nordwestdeutsche Rundtunk veröSenttrcni« in seinem Nachrichtendienst am 10. Juli die Meldung, daß die Fettration von 400 anf 290 g gekürzt .wird. Es gibt künftig.nur noch 125 g Butter und 75 g Marga- rine. Die Zuckerzuteilung wird um- 250 g, die Fischzuteilung' um 300 g vermin- dert Zum Ausgleich wird die Brotration um 2000 g und die Fleischmenge um 30 g erhöht Neue Grenzen Nach der Auffassung seiner Regierung, so sagte der amerikanische Außenminis- ter weiter sollten die Alliierten dem deutschen -Volke die wichtigsten Frle- .densbedingungen bekanntgeben, von denen die Alliierten glauben, daß sie das deutsche Volk annimmt und ' beachtet. Das sei der Weg; um den demokratischen Kräften in Deutschland eine Chance der Selbstbehauptung zu geben. Den Deutschen sollte ferner klar- gemacht werden, welches die zukünf- tigen Grenzen Deutschlands sein werden und inwieweit sie sich selbst verwalten können. Man sollte die Deutschen wissen lassen, daß es keine Einmischung bei Ihrem Versuch geben wird, ihr wirt- schaf tliches und politisches Leben wie- der aufzubauen zu ihrem eigenen Nutzer und zum Nutzen von Europa, solange sie die klaren und bestimmten ‘Regeln be- achten, die'yon den Alliierten festgesetzt werden. Hausltauen in London unterzeichnen einen Protest gegen weitere Jtatlonskürzung^n. Die Inschrilt aul dem Schild lautet: Keine Kürzungen mehrt Frauen von Bayswater und Paddington (Londoner Bezirke) kommt und unterschreibt den-,Protest an den Ernährungsminister gegen weitere Beschneidung eurer Rationen.

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