75 Jahre WP | Jubiläumsausgabe
ERIC STEINBERG PBX__NRWTZ_22 SAMSTAG | 26. JUNI 2021 Eric Steinberg ist 20 Jahre alt und kein Freund der Klima-Bewegung „Fridays for Future“. Manchmal, sagt er, kommt er sich vor wie ein Nestbeschmutzer seiner Generation Erhalten, was sich bewährt hat Grün zu denken, nachhaltig zu leben und die von Greta Thunberg ins Leben gerufene Bewegung „Fridays for Future“ gut zu fin- den – das istMainstreamgeworden. Gerade für Menschen in meinem Alter. Ich merke, dass ich für meine Ansichten leicht ver- urteilt werde und mich dann rechtfertigen muss. Als wäre ich so eine Art Nestbe- schmutzer meiner Generation. Ich habe die Bewegung von Beginn an mitverfolgt – und war schon sehr früh sehr kritisch. Viele von denen, die mit auf die Straße gegangen sind, schwimmen meiner Meinung nach einfach nur mit. Und sie pro- pagieren einfache Lösungen für komplexe Probleme. Dass Greta Thunberg sagt, man habe ihr die Jugend gestohlen, und dass an- dere Jugendliche das nachplappern, halte ich für absoluten Unsinn. Unserer Genera- tion geht es dank des exorbitanten Wohl- stands so gut wie kaum einer zuvor. Zudem stört mich, dass einige aus dieser Bewegung das Gefühl haben, die Wahrheit gepachtet zu haben und im Sinne einer großen Sache zu handeln, der alles sofort unterzuordnen ist. Dadurch wird gesellschaftlicher Aus- tausch verhindert. Nicht falsch verstehen: Die Bewegung hat auch Argumente. Den menschenge- machten Klimawandel kann man nicht wegdiskutieren. Wer das anders sieht, der begibt sich auf das Niveau der Klimawan- del-Leugner und von denen bin ich meilen- weit entfernt. Wir Menschen müssen han- deln, müssen auf die Umwelt achtgeben, müssen unser Leben verändern. Aber das geht nur Hand in Hand mit einer klugen Wirtschaftspolitik, mit einer Technologieof- fenheit. Stoppen, verbieten, reglementieren allein sind keine Lösungsansätze. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat auf seinemTitelbild schon vor 35 Jahren den Kölner Dom unter Wasser abgebildet. Diese Erzählungen von der Apokalypse sind nicht ganz neu – und nun werden diese Szenarien als Drohkulisse für eine radikale Politik aufgebaut. Viele sagenmir: Dumusst aber doch an deine Zukunft denken. Jetzt ist die letzte Chance! Aber ich denke ja an meine Zukunft, nur in anderen Lösungen. Ich studiere im vierten Semester in Gel- senkirchen Journalismus und PR – und ich lebe auf dem Land bei Schmallenberg im Sauerland. Das sind bei dem Thema zwei unterschiedliche Welten. Die Leute in mei- nem Studiengang würde ich politisch eher dem linken oder grünen Spektrum zuord- nen, da bin ich der mit den abseitigen An- sichten. Hier im Sauerland bekomme ich viel Zuspruch. Ich würde mich als konser- vativ-liberal beschreiben. Das heißt für mich, die Bestandteile unserer Gesellschaft erhalten zuwollen, die sich über Generatio- nen bewährt haben. Dazu gehört auch, Ver- fechter unserer sozialenMarktwirtschaft zu sein. Ich glaube, dassDeutschland einLand ist, das Technologien entwickeln kann, die dem Klimawandel entgegenwirken. Die Wirtschaft braucht mehr Vertrauen. Die Region, in der ich lebe, undmeine Fa- milie habenmich stark geprägt. Ich bin sehr heimatverbunden, obwohl ich nicht weiß, ob ich immer hierbleiben werde. Dieser Unterschied zwischen Stadt und Land bei der Frage nach einer ökologischeren Politik rührt auch daher, dass den Menschen auf demLandmeist bewusster ist, was eine radi- kal veränderte Politik konkret bedeuten würde: DenAbschied von der Lebensweise, wie wir sie kennen. Viele von denen, die in der Stadt wohnen und aus gutbürgerlichen Verhältnisse kommen, sind oft die, die bei den Fridays-for-Future-Demonstrationen mitlaufen und sich das alles leisten können. Ich bin niemand, der mal ein dickes Auto fahren will. Ich würde aber auch nieman- den verurteilen, der einen SUV hat oder einen Diesel – oder gar beides. Das liegt da- ran, dass ich ein Problem damit habe, den Leuten vorschreiben zu wollen, wie sie ihr Leben zu leben haben. Wenn einer für ein Party-Wochenende nach Mallorca fliegt – bitte, warum denn nicht? Wenn einer mini- malistisch lebt und auf Nachhaltigkeit ach- tet – auch inOrdnung. Leben und leben las- sen. Darum geht es doch. Demokratie lebt vom Konsens, aber im Moment habe ich den Eindruck, dass sich die Fronten zwischen den politischen La- gern immer weiter verhärten. Einander zu- zuhören ist eine Form des Respekts, die ich mehr und mehr vermisse. Aufgezeichnet von Daniel Berg. Erschienen am 10. April 2021. Eric Steinberg (20) aus Schmallenberg. FOTOS: RALF ROTTMANN Den menschen- gemachten Klimawandel kann man nicht wegdiskutieren. Wer das anders sieht, der begibt sich auf das Niveau der Klimawandel- Leugner und von denen bin ich meilenweit entfernt. 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