75 Jahre WP | Jubiläumsausgabe

PBX__NRWTZ_26 SAMSTAG | 26. JUNI 2021 Von Klaus Theine Hagen/Meschede. Infizierte, Isolierstatio- nen, Tote. Menschen in Panik. Der Aus- bruch der Pocken in Meschede hielt die Welt in Atem. Das war vor 50 Jahren. Die Globalisierung war nicht so weit fortge- schritten wie heute. Dennoch gelangte ein todbringendes Virus von einem Kontinent auf einen anderen. Im Januar 1970 brachte ein Student die Pocken von einer Asien– Reise aus Pakistan mit ins Sauerland. „Pocken imSauerland – wie ein tödliches Virus ausbrach“ – so hieß die große Serie der WESTFALENPOST im Januar 2020. Als unsere Reporter recherchierten, konn- ten sie nicht ahnen, dass ein neues tödliches Virus, das Corona-Virus, gerade von Asien nach Europa eingeschleppt wurde und dass vieles, was die Menschen damals bewegte, sich bald in unserem Leben wiederfinden sollte. Der Rückblick auf die Geschehnisse vor fünf Jahrzehnten geriet auch zu einem Ausblick in eine bedrückende Zukunft. 303 Menschen mussten damals in Qua- rantänestationen, 20 erkrankten an der Seuche, vier Menschen starben, darunter eine 17–jährige Schwesternschülerin. In der Aufarbeitung der dramatischen Ereig- nisse sprachen die Reporter der WESTFA- LENPOST mit Zeitzeugen, werteten Mate- rial aus und verknüpften das Geschehen von vor 50 Jahren mit aktuellen Fragestel- lungen.„Niemandwollte die Särge fahren“ - so lautete die Schlagzeile einer großen Sto- ry im Mantelteil unserer Ausgabe. Die Re- daktion Meschede veröffentlichte eine Se- rie in 15 Teilen mit bewegenden Hinter- gründen: vomMann, der die Pocken brach- te, bis zur Frau, die die Infektion überlebte. UnsereGeschichten sind auf starke Reso- nanz gestoßen. Leser haben uns geschrie- ben und angerufen, sie haben ihre Erlebnis- se aus jener Zeit erzählt, neue Hinweise ge- geben, undwir habenweitereArtikel zu die- sem Thema verfasst. Das starke Echo hat uns angetrieben, ein weiteres Element der Berichterstattung zu den Pocken zu produzieren: ein Multime- dia–Special mit historischen Bildern, inter- aktiven Grafiken, Videos, Zeitungsaus- schnitten, Textbeiträgen sowie Original- Filmaufnahmen, die uns der WDR zur Ver- fügung stellte. Alle digitalen Inhalte finden Sie unter: www.wp.de/pocken Ein Mann wird im Januar 1970 in die zentrale Pocken-Be- handlungsstelle nach Wimbern gebracht. FOTOS: DPA (2) // Ein Interview mit der Schwesternschülerin, die infiziert wird und die Krankheit überlebt // Die Stationen der Reise des Studenten, der sich in Karatschi mit dem Virus infiziert //Die Geschichte des Heizers im Krankenhaus, der in Verdacht gerät, infiziert zu sein //Die Erlebnisse des Arztes, der Menschen in einer Quarantänestation betreut // Der Einsatz des Fahrers, der die Pockenkranken im Krankenwagen transportierte ZEUGEN einer Tragödie PAGEFLOW: WP.DE/POCKEN-MULTIMEDIA IM SPECIAL Impfung am Flughafen Düsseldorf nach dem Pockenausbruch im Sauerland. FOTO: DPA Komplett vermummt: Der Fahrer eines Krankenwagens versucht, sich bestmöglich zu schützen. P o c k e n i m S a u e r l a n d Es war eine Hysterie. Alle Leute haben Meschede gemieden. Auswärts weigerten sich Tankstellen, Kunden aus Meschede Benzin zu verkaufen. Bruno Peus war 1970 Bürgermeister in Meschede FOTO: JÜRGEN KORTMANN

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