75 Jahre WP | Jubiläumsausgabe

SAMSTAG | 26. JUNI 2021 Die Nacht in der Arktis von NRW Auf Hoeneß ist Verlass und maximaler Einsatz unserer Reporterinnen t-of-Anekdoten, die n Glück dazugehört Von Fabian Vogel Es ist kalt. Sehr kalt. „-24,5 Grad“, höre ich aus der Ferne. Ich bin gerade erst wach ge- worden, als Wetter-Experte Carsten Beyer mit Temperaturen um sich wirft, die ich so nur aus Dokumentationen im TV kenne. Ein paar Tage zuvor: In einer Redaktions- konferenz kommt das Thema Kälte auf. An- fang Februar 2021 hat der Winter Deutsch- land fest im Griff. Temperatur-Rekorde fal- len. Der Tenor: Da müssen wir was zu ma- chen. Die Idee entsteht, am kältesten Punkt in NRW im Zelt zu übernachten. Nur wer? Ich erkläre mich bereit, denn mich reizt die Erfahrung. Warum auch immer. Bei den Be- hörden hole ich mir die Genehmigung, für eine Nacht im Tal der Benfe in Erndtebrück zu nächtigen. Überraschend schnell finde ich Experten, die dieses Abenteuer mit mir durchstehen wollen. Das beruhigt. Als das Camp im tiefen Schnee steht, wird mir die Absurdität dieser Idee so richtig be- wusst. Jetzt gibt es aber kein Zurück mehr. Bei einem Spaziergang erklären mir die Ex- perten, worauf ich zu achten habe. Im Schlafsack soll ich so wenig wie möglich am Körper tragen, das könne dazu führen, dass ich schwitze. „Du darfst nicht schwitzen“, sagen sie. Würde ich aber gerne, denn das würde suggerieren, dass mir warm ist. Allein mit mir im Schlafsack brauche ich eine gewisse Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Es ist keine Angst, die ich verspüre. Es ist Aufregung, diemich schwer schnaufen lässt. Oder ist das dieKälte?MeinAtem imZelt ist sichtbar. Die Eiskristalle an der Innenwand des Zeltes auch. „Schlaf jetzt“, befehle ich mir selbst. Augen auf. Ich habe es geschafft, ich habe geschlafen. Im Zelt allerdings fin- det sich kein Hinweis darauf, ob die Nacht schon durchgestanden ist – das Handy hat sich ob der Kälte verabschiedet. Unruhig wende ich mich von rechts nach links. Im- mer in der Sorge, nicht aus dem Schlafsack zu rutschen. Augen zu. Carsten Beyers Stimme reißt mich aus demSchlaf. Als ich höre, welche Temperatu- ren er rund um unser Camp misst, macht sich ein wenig Stolz in mir breit. Die Nacht inder Arktis vonNRWist überstanden –was für eine Erfahrung. FOTO: DPA Es war das Schönste, was ich bislang gesehen habe. ER ON In München stehen sich die Reporter die Beine in den Bauch und Ihnen erzähle ich hier alles! Uli Hoeneß , Präsident vom FC Bayern München, spricht in Siegen über den Rauswurf von Trainer Carlo Ancelotti Von Elmar Redemann Eines muss man Uli Hoeneß lassen: Auf ihn ist Verlass. Der mächtige Bayern-Präsident hatte dem Siegener Fußball-Oberligisten 1. FC Kaan-Marienborn versprochen, zumTalk ins Siegener Apollo-Theater zu kommen - und Hoeneß kam. Trotz der kapitalen 0:3- Niederlage seiner Münchener am Vorabend in der Champions League bei Paris St. Ger- main. Trotz einer kurzen Nacht mit wenig Schlaf, dafür aber schwerwiegenden Ent- scheidungen. „Musste Trainer Carlo Ancelot- ti nur wegen der Niederlage in Paris gehen – oder gibt es da tieferliegende Gründe und Konflikte?“ Mit dieser Frage im Gepäck fuhr auch ich als WESTFALENPOST-Sport- redakteur im September 2017 nach Siegen, unsicher, ob ich diese Hoe- neß denn auch würde stellen kön- nen. „Er wird nichts sagen. Und uns schon gar nicht“, hatte ein Kol- lege geraunt; die meisten hatten ja gleich in Abrede gestellt, dass der Bayern-Boss den Weg in die Provinz überhaupt auf sich nehmen würde. Das Re- porterglück war aber ganz auf meiner Seite. „Ancelotti hatte fünf Spieler gegen sich. Nicht nur Robben, Ribery undMüller – jetzt ja auch noch Mats Hummels und Kingsley Coman“, polterte Hoeneß nach meiner Auftaktfrage in der winzigen Medienrunde los und ich war fast verblüfft (aber irgendwie auch begeistert) darüber, wie offen er mit dem italienischen Startrainer abrechnete. Zum Nachdenken blieb mir keine Zeit, via Twitter feuerte ich dieses undweitere spannende Statements von Hoeneß zur Lage bei den Bayern in die Öffentlichkeit. In die Weltöffentlichkeit durfte man sogar sagen, wie ich spätestens am nächsten Mor- gen erfuhr. Klaus Theine, Mitglied der WP- Chefredaktion, präsentierte mir eine Presse- schau, in der Medien rund um den Erdball in ihrer Bayern-Berichterstattung die WESTFA- LENPOST zitierten. Britische, russische, tür- kische, ägyptische und südostasiatische Internetseiten waren dabei. Hoeneß hat- te es fast schon geahnt. „In München stehen sich die Reporter die Beine in den Bauch und Ihnen erzähle ich hier alles“, hatte er in Siegen zwischen- durch zuBedenken gegeben. Mir sollte es recht gewesen sein. Sportredakteur Elmar Redemann. FOTO: PRIVAT

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