BZV | Dossier | Lass uns reden

13 INTERVIEWS Mirja Boes gehört zu den erfolgreichsten Komikerinnen Deutschlands. Sie hat sich mit vielen TV-Auftritten, LiveProgrammen und ihrer Musik einen Namen gemacht. Wegen der Pandemie hat die 50-Jährige lange warten müssen, bevor sie wieder auf der Bühne stehen durfte - aber endlich kann die Viersenerin mit ihrem neuen-alten Programm „Heute Hü und morgen auch“ ausgiebig durchs Land touren. Mit Tobias Harmeling sprach sie im Interview über ihre Fähigkeiten, sich selbst die Haare zu schneiden, über Fehler, die man als Mutter macht, und ihren Cameo-Auftritt in der Serie „Jerks“ von Christian Ulmen. In Interviews während des letzten Lockdowns haben Sie von einem Premierenbingo für Ihre Tour gesprochen. Wie ist das gemeint und wer hat gewonnen? Mirja Boes: Der Tourstart war schon im Juli in Mülheim an der Ruhr und vorher sind einfach unheimlich viele Termine immer wieder geschoben und geschoben worden, weil es einfach nicht ging. Da habe ich irgendwann gesagt: Der erste Veranstalter, der sagt, ich zieh das durch, wir schaffen das zusammen, der kriegt dann auch die Premiere. Ursprünglich war die im Februar in Köln geplant und da ging ja gar nichts. Ich habe immer das Bild vermittelt, dass ich mit meiner geblümten Badekappe auf dem Startblock stehe und wenn einer schießt, springe ich. Mülheim hat also gewonnen. Wie war denn der erste Sprung, nach so langer Zeit? Ach, es war ganz toll, mit Tränen im Knopfloch, die ich aber immer noch habe. Es ist ja immer noch eine Phase des Umbruchs, in der man immer noch oft dasteht und sich einfach so wahnsinnig darüber freut, dass überhaupt was geht. Das Programm lag dann aber schon eine Weile in der Schublade, oder? Ja, zum Februar war das Programm fertig. Ich habe aber auch gesagt, es ist mir ganz egal, was die Zeiten bringen, da es zeitlos ist. Es geht ja um Alltagsgeschichten. Ich habe auch von vornherein gesagt, ich will kein Programm über Corona machen, da hatte ich überhaupt keinen Bock drauf. Ich denke immer, dass die Leute sich auch mal gerne wieder über andere Sachen kaputtlachen wollen. Im Frühjahr 2021 war der Lockdown bei Ihnen ja so schlimm, dass Sie sich selbst die Haare abgeschnitten haben. Das war eine beeindruckende Performance in den sozialen Netzwerken. Da war auch Alkohol im Spiel, es gab immer einen Alpkräuterschnaps dazu. (lacht) Das entstand so aus der Idee, wie kann man den Menschen ein bisschen Spaß nach Hause bringen? Das ist ja eigentlich meine Aufgabe – Humordienstleitung. Gerade in der Pandemie, wo es ein bisschen an Leichtigkeit fehlt und man auch helfen kann, habe ich gedacht, dann gucken die mir halt zu, wie ich mir eine schreckliche Frise mache. Die ist jetzt schon wieder ein bisschen rausgewachsen. Noch nicht ganz wieder im Normalzustand, aber auf gutem Weg dahin. Weg von der Pandemie. „Heute Hü und morgen auch“ – und übermorgen? heißt das Programm, mit dem sie aktuell durchs Land tourt. Auch noch mal! Der Untertitel ist: Warum den Fehler von gestern nicht morgen einfach noch mal machen? Also, jeder Mensch weiß, dass der Mensch an sich ne Fritte ist. Man lernt was und dann macht man wieder was falsch. Es geht darum, wieder ein bisschen Leichtigkeit zu bringen. Was war ein Fehler, den Sie zuletzt schon ein zweites Mal gemacht haben? Als Mutter macht man jeden Tag wahnsinnig viele Fehler. Heute Morgen hab ich zum Beispiel meine Kinder ganz kurz angekeift und dann gedacht, das hätte man jetzt auch weglassen können. Da sag ich dann aber auch: Hätte hätte, Schiet im Bette. Die sind mir halt heute Morgen so unfassbar auf den Sack gegangen, weil die sich schon so früh geärgert und geschubst haben. Wegen der Pandemie hat die 50-Jährige lange warten müssen, bevor sie wieder auf der Bühne stehen durfte - aber endlich kann die Viersenerin mit ihrem neuen-alten Programm „Heute Hü und morgen auch“ ausgiebig durchs Land touren. Es geht um Familie, um mich selbst, es geht so querbeet durch mein Alltagsleben. Ich führe kein außergewöhnliches Leben, weil alle Menschen sich ja doch ähneln. Ich glaube, da finden sich die Leute sehr gut wieder. Nur weil ich jetzt sozusagen ein Promi bin, erlebe ich keine anderen Dinge im Alltag. Es gibt auch schöne Kopfbedeckungen zu bestaunen, was haben Sie da rosafarbenes auf dem Kopf? Das ist ein Sepia, das ist meine Kopfbedeckung, die kriege nur ich. Und die Band darf zwischendurch durchaus entwürdigende Kostüme tragen. Wir singen zum Beispiel ein Lied über fettige Lebensmittel und da sind die alle auf dem Kopf als Gemüse verkleidet. Apropos Fremdscham: Sie haben bei der neuen Staffel der Fernsehserie „Jerks“ von Christian Ulmen mitgemacht, richtig? Ja, ich finde diese Serie wirklich unfassbar! Ich bin ein großer Fan von „Jerks“, es gibt sonst nichts, bei dem man sich mehr fremdschämen kann, als bei dieser Sendung. Ich finde das so lustig. Man sitzt da vor und denkt, das machen die nicht und dann: Oh Gott, die machen es doch! Ich finde das so schön an die Grenzen gegangen. Ich kann verstehen, wenn Leute sagen, das ist mir zu hart. Aber ich bin großer Fan, Fremdscham find ich immer super. Die Rolle, die Sie gespielt haben, war auch zum fremdschämen? Ja, die improvisieren ja ganz viel, was mir entgegenkommt. Der eine Drehtag hat viel Spaß gemacht und ich war dann der laute Comedyproll aus Köln und na ja … Die Leute wissen, warum. (lacht)

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