Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

35 30 JAHRE UEFA-CUP RWE ber auf Patrick Lodewijks zu und hebt den Ball über den abtauchenden Gäste-Keeper hinweg ins kurze Eck. Der Rest war grenzenloser Jubel – auf dem Rasen und den Rängen. An das damalige Glücksgefühl über den Einzug in die nächste Runde kann sich der einstige Mittelfeldakteur noch sehr gut erinnern: „Das vergisst man ja nicht. Das Tor war neben den Spielen gegen Ajax Amsterdam der Höhepunkt meiner Karriere. Es wird mich immer begleiten“, so Gottlöber. Noch heute wird er darauf angesprochen; zuletzt vor wenigen Wochen, als Rot-Weiß in Bischofswerda um Oberliga-Punkte spielte: „Da waren ein paar ältere Fans dabei, die mich erkannt haben und mit denen ich dann über die alten Zeiten gequatscht habe.“ Seine persönlichen Andenken – „auch an die wunderschöne Zeit in Erfurt“ – liegen daheim in einer Kiste, die gefüllt ist mit etlichen Zeitungsausschnitten. Hinein schaut er jedoch nur selten. Gottlöber lebt im Hier und Jetzt – und ist meistens ohnehin auf der „Kampfbahn“ zu finden. 2012 war er zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, arbeitet seitdem als Nachwuchskoordinator und Frauentrainer. Eine Doppelaufgabe, die ihn ausfüllt und „vor allem jung hält“. Schon immer wollte er seine Erfahrungen weitergeben, die er auch in anderthalb Jahren in Erfurt gesammelt hat. Direkt nach der Karriere nahm sich der kleine Mann mit dem großen Fußball-Herzen allerdings erst einmal eine Auszeit. Der Akku war leer. Mit seiner Familie ging er 2002 von Sachsen in die Provence. Zehn Jahre genoss er das Leben in Südfrankreich, arbeitete als Auslieferungsfahrer für eine kleine Biobäckerei und verfolgte den Fußball nur aus der Ferne. Doch irgendwann zog es ihn zurück. Als das Bischofswerdaer Angebot kam, weckte das die Lust auf ein zweites Leben mit dem runden Leder. Und Gottlöber hat die Rückkehr nie bereut, genießt selbst die stressigen Tage auf dem Platz und erfreut sich an den Fortschritten seiner Schützlinge. Und manchmal demonstriert er ihnen auch jenen erfolgreichen Torabschluss, mit dem er sich in Fußball-Erfurt unsterblich gemacht hat. So wurde damals über das Spiel berichtet. MONTAGE: A. WETZEL FOTO: BFV Tino Gottlöber (55) ist heute Frauen- und Jugend-Trainer in Bischofswerda.

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