Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

43 30 JAHRE UEFA-CUP RWE Ajax-Starensemble spielte Schmidt munter darauf los, kannte keine Angst vor großen Namen. Zwar gewann der Favorit durch Tore von Pettersson (28.), Blind (58.) und van Loen (84.) standesgemäß mit 3:0. Doch die Erfurter verkauften sich teuer. „Gegen den späteren Uefa-Cup-Sieger ausgeschieden zu sein, war aller Ehren wert“, findet Rolf Töpperwien, der die Spiele für das ZDF einst kommentierte. „Wir waren schon stolz, uns so vernünftig aus der Affäre gezogen zu haben“, sagt Schmidt rückblickend. Wie sehr er sich gegen die Wouters, de Boer, Davids und Co. wehrte, zeigt sich darin, dass er die einzige Gelbe Karte der Begegnung sah. „Ich konnte nicht verlieren und deshalb schon mal stinkig werden“, gesteht der Angreifer. Im Spiel keinen Zweikampf scheuend, ging er auch außerhalb des Platzes keinem Konflikt aus dem Weg: „Pflegeleicht für Trainer war ich nicht.“ Ob es an seiner „großen Klappe“ lag oder nicht: Der große Durchbruch blieb Schmidt verwehrt. Zunächst scheiterte im Winter 1991 sein Engagement in Nürnberg, weil sich RotWeiß und der Bundesligist nicht auf eine Ablösesumme einigen konnten. So führte ihn sein Weg nach dem Erfurter Zweitliga-Abstieg 1992 zu Hansa Rostock. „Mit Erich Rutemöller hatte ich dort den besten Trainer meiner Karriere“, erklärt er heute. Doch dann kam Horst Hrubesch – und der lange gesetzte Wirbelwind fand sich plötzlich auf dem Abstellgleis wieder. „Damit kam ich gar nicht klar. Leider habe ich die Brocken zu früh hingeworfen. Nur ein paar Wochen später war Hrubesch schon wieder weg“, sagt Schmidt. Er suchte sein Glück in Homburg, Dresden, Plauen, Zwickau, im ungarischen Debrecen und kehrte 1997 für ein halbes Jahr auch nach Erfurt zurück. Doch heimisch wurde er in Chemnitz, wo sportlich und privat alles passte – und er heute noch mit seiner Frau und den drei Kindern lebt. Nach einer kaufmännischen Ausbildung ist Schmidt seit 2004 selbstständig im Vertrieb tätig. Dem Fußball ist er trotzdem treu geblieben. Die Heimspiele des CFC lässt er sich ebenso wenig entgehen wie die Partien von Sohn Clemens (10), der im Chemnitzer Nachwuchsleistungszentrum dem Ball nachjagt. Und wer weiß: Vielleicht schafft es der talentierte Sprössling ja später sogar einmal, in Amsterdam aufzulaufen. Er würde seinen Vater verdammt glücklich machen. FOTO: JÖRG SCHMIDT Jörg Schmidt (50) lebt heute in Chemnitz und ist selbstständig im Vertrieb tätig. So wurde damals über das Spiel berichtet. MONTAGE: A. WETZEL

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