Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

30 JAHRE UEFA-CUP RWE SPEZIAL - RÜCKKEHR IN DIE REGIONALLIGA 2022 Saisonstart. Ich habe gesehen, dass viel Potenzial vorhanden ist, aber vieles eben auch brach liegt und es noch taktische und athletische Defizite gibt. Wie lief das damals im Hause Gerber? Ihr Vater als Rot-Weiß-Geschäftsführer hat Sie bei einem Familientreffen um Hilfe gebeten? Nein, gefragt hat er mich nie. Dafür ist er nicht der Typ. Aber man kennt ja seine Familie und weiß, was sie bewegt. Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Vater, es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Deshalb wusste ich auch, wie es bei Rot-Weiß läuft. Ich habe gesehen, er braucht Unterstützung. Blut ist eben dicker als Wasser. Wo wären Sie heute, wäre Ihr Vater nicht beim FC Rot-Weiß engagiert? Das weiß ich nicht. Da müsste ich spekulieren. Aber in die Oberliga wäre ich nicht gegangen. An welchen Stellschrauben mussten Sie drehen, als Sie zum FC Rot-Weiß gekommen sind? Entscheidend sind eine Hierarchie und eine klare Ansprache. Die Spieler müssen spüren, dass jemand vor Ihnen steht, der mit ihnen gemeinsam durchs Feuer geht. Haben Sie all das von Jürgen Klopp gelernt, der ja einst vier Jahre in Mainz ihr Trainer war? Geprägt haben mich viele Trainer. Auch die, mit denen ich nicht zurechtkam. Aber ‘Kloppo’ ist schon so ein Typ, der brennt nach wie vor für den FC Liverpool und wird nicht müde. Das ist außergewöhnlich. Was sind Sie denn für ein Typ als Trainer? Kumpel oder harter Hund? Das kommt auf die Situation an. Die gesunde Mischung macht es. Gerade gewähren wir den Spielern drei Tage frei. Am Donnerstag geht es mit dem Training weiter. Das haben Sie sich nach dem Aufstieg verdient. Im richtigen Augenblick muss man aber auch die Zügel anziehen. Jeder Spieler weiß, dass ich 24 Stunden für ihn erreichbar bin, wenn es ein Problem gibt. Im vergangenen Herbst wurde fast die gesamte Mannschaft von einer Corona-Welle erfasst, dann pausierte die Liga fast ein Vierteljahr. Wir haben Sie diese Zeit erlebt? Das war wirklich schwierig. Fast alle in der Mannschaft waren mit Corona infiziert, direkt danach haben wir gegen Fahner Höhe unser bislang einziges Spiel verloren. Da waren wir plötzlich nur noch Sechster und ich habe abseits des Vereins gespürt, dass viele gedacht haben: jetzt schaffen sie es wieder nicht. Was brachte im Winter die Wende? Ganz wichtig waren die personellen Veränderungen im Kader und die Tatsache, dass die Neuen sofort eingeschlagen haben. Trotzdem konnten wir in der Winterpause manchen Spieler nicht verpflichten, weil er einfach bei anderen Oberligisten ein besseres Angebot bekommen hat. Wir haben mit wenigen Mitteln maximalen Ertrag erzielt. Sie haben Ihr Bleiben als Trainer beim FC Rot-Weiß ja schon signalisiert. Was bedeutet Ihnen künftig die Arbeit in der Regionalliga? Diese Regionalliga mit Spielen gegen Jena, Chemnitz oder Lok Leipzig ist unheimlich attraktiv. Auf diese Atmosphäre freue ich mich. Ich wäre aber auch noch ein weiteres Jahr in der Oberliga geblieben. War nicht die Ablehnung der Vergleiche durch die Gläubigerversammlung im Zuge des Insolvenzverfahrens ein schlechtes Signal? Diese Schlagzeilen sind nicht schön. Gerne würden wir endlich bei null beginnen. Aber ich sage auch, dass wir trotzdem eine schlagkräftige Mannschaft zusammen haben werden. Und: Alles ist finanziell gesichert und es werden auch die Gehälter pünktlich gezahlt. Welche Rolle trauen Sie der Mannschaft in der Regionalliga zu? Klar ist, dass wir nicht mehr von Sieg zu Sieg eilen werden. Das wird eine neue Situation. Wir wollen zuallererst so viele Punkte sammeln, um möglichst schnell den Klassenerhalt sicher zu haben. Dann sehen wir, was noch möglich ist. „DIE SPIELER MÜSSEN SPÜREN, DASS JEMAND VOR IHNEN STEHT, DER MIT IHNEN GEMEINSAM DURCHS FEUER GEHT.“ TRAINER FABIAN GERBER ROT-WEISS ERFURT

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