Berliner Morgenpost | Dossier | Best of Berlin

Delikatessläden, Manufakturen, Vintage-Boutiquen, Design-Shops und Wochenmärkte UNSERE SHOPPING-GEHEIMTIPPS BEST OF BERLIN Foto: Adobe Stock

2 BEST OF BERLIN SHOPPING IN BERLIN IMPRESSUM FUNKE Medien Berlin GmbH | Leserservice: Kennwort 3144, 10874 Berlin | Telefon Aboservice: 030-8872 77677 Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Andrea Glock, Simone Kasik, Christoph Rüth, Görge Timmer Verantwortlich für den Inhalt des Hauptheftes: Gilbert Schomaker Verantwortlich i. S. v. § 18 Abs. 2 MStV fur dieses Dossier: Gilbert Schomaker Redaktion: Beatrix Fricke Amtsgericht Charlottenburg HRB 866 B USt.-Idnr. DE 812 997 374 Gestaltung und Umsetzung: FUNKE Redaktions Services Liebe Leserinnen und Leser, Berlin ist die deutsche Hauptstadt des Shoppings. Jeder kennt das luxuriöse KaDeWe, den Kurfürstendamm, moderne Einkaufszentren wie die Mall of Berlin und legendäre Fundgruben wie den Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni. Doch hat Berlin noch viel mehr zu bieten. Wir verraten auf den folgenden Seiten unsere Geheimtipps. Entdecken Sie mit uns verlockende Delikatessläden, originelle Manufakturen, liebenswerte Vintage-Boutiquen, elegante Design-Shops, lebendige Wochenmärkte und vieles mehr. Viel Spaß beim Stöbern, Kaufen und Genießen!

3 BEST OF BERLIN AUS DEM INHALT SPEZIALITÄTEN Seite 8 - 11 MANUFAKTUREN Seite 14 - 15 Foto: iStock VINTAGE Seite 12 - 13 Berlin, die Stadt der vielen Möglichkeiten. Wir stellen die schönsten Orte und Märkte zum Einkaufen vor. MUSIK / VINYL Seite 16 - 17 WOCHENMÄRKTE Seite 20 - 25 FAHRRÄDER / RENNRÄDER Seite 18 - 19 LEDERWAREN Seite 6 - 7 BABY & KINDER Seite 4 - 5 Fotos: Adobe Stock

4 BEST OF BERLIN Irgendwann einmal würde sie einen eigenen Laden haben. Das stand für Sarah Winborn schon fest, als sie noch zur Schule ging. Nun ist es gut zwei Jahre her, seit sich die gebürtige Britin ihren Traum erfüllt hat. „Mir schien da der richtige Moment gekommen zu sein, um mich zu verändern“, sagt die 40-Jährige. Ausgerechnet im Mai 2021? Mitten in der Zeit, als Corona das Wirtschaftsleben gehörig durcheinanderwirbelte? Sarah Winborn nickt. Für sie war es gerade wegen der Pandemie der passende Zeitpunkt, um ihr Geschäft „folk berlin“ zu eröffnen – einen Laden, für den es im Deutschen Von Katrin Starke Im Baby- und Kinderausstattungsgeschäft „folk berlin“ in Kreuzberg gibt es Schönes und Nützliches vom Spielzeug bis zum Schlabberlatz. BABY & KINDER eigentlich keine zutreffende Bezeichnung gibt. „Kids Store“ würde man im Englischen sagen, hierzulande zumeist als Babyausstattungsgeschäft übersetzt. Doch so ganz stimmt das nicht. Denn das Sortiment von Sarah Winborn umfasst nicht nur Artikel für Babys, sondern auch jede Menge hübsche und nützliche Dinge für Kinder bis zu acht Jahren. Bis zu ihrem beruflichen Neustart arbeitete Sarah Winborn, die 2007 von London nach Berlin übersiedelte, als Fotografin – und das wiederum oft in England. Für große Textilgeschäfte und -labels war sie im Bereich der Kindermodefotografie tätig. Der Job war ihr längst zu stressig geworden, die Zeit für Mann und Kinder zu knapp. „Als dann in der Corona-Zeit alle Kindershootings gestrichen wurden und die ausfallenden Flüge das Pendeln zwischen London und Berlin sowieso unmöglich machten, waren die Würfel gefallen“, erzählt Sarah Winborn. Mit welcher Art von Laden sie den Schritt in ihre Berliner Selbstständigkeit wagen würde, stand schnell fest. „Ich habe eine Materie gewählt, die ich gut kenne“, sagt sie, „ich habe Kinder, ich liebe Kinder, ich liebe schöne Dinge für Kinder – und ich wollte es anders machen als die Läden in London.“ Die erschienen ihr oft zu vollgestopft, zu hektisch. Ihr kam es darauf an, ein Geschäft zu haben, „in dem man genug Luft hat zum Durchatmen“. Und: Sie wollte keine schreiend-bunten Plastiksachen verkaufen, sondern nachhaltig produzierte Dinge, die zudem mit ansprechendem Design punkten. Von vornherein war Sarah Winborns Credo, nur das zu verkaufen, was sie auch in ihren eigenen vier Wänden haben möchte. „Die Zeit, in der man sich zu Hause mit hübschem Interieur umgibt, muss doch nicht plötzlich enden, wenn man Kinder bekommt“, sagt die Unternehmerin. Mit ihrem Laden hat sie den Beweis angetreten, dass es auch für die Jüngsten wunderbar gestaltete Dinge gibt – von der Babyfla- Ein buntes Gewimmel an nachhaltig und fair produzierten Kuscheltieren. Fotos: Katrin Starke HIER GIBT ES ALLES FÜR DEN NACHWUCHS

5 BERLIN MIT DEM RAD sche übers Holzspielzeug bis zum dezent gemusterten Schlabberlätzchen, von Mini-Fahrrädern aus Holz für die Kleinsten bis zu Schreibwaren für den schulpflichtigen Nachwuchs. Es gibt auch eine Kaffee-Ecke Beim Spielzeug achtet sie darauf, vornehmlich „Green Toys“ ins Sortiment aufzunehmen, die aus 100 Prozent recyceltem Material hergestellt sind. Alle Produkte in Laden und Online-Shop sind „Made in Europe“, sie führt Marken aus England ebenso wie Baby- und Kinderausstattung von spanischen, französischen oder dänischen Herstellern. Auch Kinderbücher in deutscher, englischer und französischer Sprache sind bei „folk berlin“ zu haben – Bücher, die sich in kindgerechter Art und Weise gesellschaftspolitischen Fragen widmen. Als Beispiel zieht Sarah Winborn ein Büchlein aus dem Regal, das sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt. Obwohl sie über viele Jahre Kindermode fotografiert hat, fehlten Textilien zunächst in Sarah Winborns Sortiment. Dafür gebe es genügend andere Läden in Berlin, war sie überzeugt. Doch viele Kunden fragten bei ihr nach Kinderkleidung und so nahm sie schließlich eine kleine Auswahl mit in ihr Portfolio auf. Wer beim Stöbern zwischen Hüpfbällen, Kindersonnen- oder schwimmbrillen, dem Eimerset für den Strand oder Baby-Sonnenhüten durstig geworden ist, kann einen Stopp in der Kaffee-Ecke im vorderen Teil des Ladens einlegen. Dort bietet Sarahs Ehemann Jon Mortimer diverse Kaffeespezialitäten sowie verschiedene Sorten Gebäck an. In England gebe es häufig solche Kaffee-Ecken in Geschäften, in Deutschland sei das noch nicht so verbreitet. Im Sommer verkauft Mortimer den Kaffee dann auch wieder „to go“ aus dem geöffneten Ladenfenster. folk berlin Mittenwalder Str. 47, Kreuzberg, Tel. 0176/31 47 19 64, Mo.+Di. 11–17 Uhr, Mi. 9–15:30 Uhr, Do.–Sbd. 9–17 Uhr, www.folkberlin.com Sarah Winborn eröffnete mitten in der Pandemie ihr Geschäft „folk berlin“. SPIELEN, BASTELN, LESEN: HIER WERDEN KINDER GLÜCKLICH Krumulus Buchhandlung Galerie und Druckwerkstatt für Kinder, Südstern 4, Kreuzberg, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr, Tel. 25 05 11 40, www.krumulus.com Werken Spielen Schenken Traditioneller Bastelladen mit mehr als 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche mit traditionellen und neuen Spielzeugen. Schloßstr. 110b, Steglitz, Mo.–Sbd. 10–19 Uhr, Tel. 790 80 90, www.werken-spielen-schenken.de Die wilden Schwäne Holzspielzeug, Bücher, Hörspiele, Musik, Erlebnisspielzeug, Puppen, Jonglagebedarf. Schönhauser Allee 63, Prenzlauer Berg, Mo.–Fr. 10.30–19 Uhr, Sbd. 10.30–18 Uhr, Tel. 47 08 08 12, www.wildeschwaene.de Ratzekatz Spielzeugland Baby- und Kleinkindspielzeug, Experimentierkästen, Spiele und Spielfiguren, Partyzubehör und Kostüme, Scherzartikel und Kurioses für Klein und Groß. Raumerstr. 7, Prenzlauer Berg, Mo.–Sbd. 10–19 Uhr, Tel. 681 95 64, www.ratzekatz.de Viel Spiel Holzspielsachen, Bücher, Musikinstrumente, Spielzeug aus Blech und anderen Materialien, Brett- und Rollenspiele sowie Autos und Bahnen. Große Hamburger Str. 28, Mitte, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sbd. 11–18 Uhr, Tel. 96 06 52 66, www.vielspiel.de

6 BEST OF BERLIN Ohne Handtasche aus dem Haus gehen – für Anne-Christin Schmitt undenkbar. „Ich hatte schon immer einen Taschentick, das ist einfach ein tolles Produkt“, sagt sie. „Außerdem macht Handtaschen-Shopping unendlich viel Spaß, weil es da kein ,passt nicht‘ gibt wie bei der Bekleidung.“ Doch was das Einkaufserlebnis betrifft, hat Anne-Christin Schmitt schon vor 16 Jahren die Rollen getauscht: Seither ist sie diejenige, die Taschen verkauft – und zwar ausschließlich solche, die sie selbst entworfen hat. 2006 gründete sie mit ihrem Mann Michael Georg die Accessoire-Marke „Gretchen“ und eröffnete ihren Store für exquisite Lederwaren in den Hackeschen Höfen. Zwar gibt es auch einen Online-Shop, aber für die Schmitts gilt: „Leder muss man anfassen, fühlen und eine Handtasche auch einfach mal befüllen.“ Die Handtaschen werden in Familienbetrieben hergestellt Beide Eheleute stammen aus produzierenden Familienunternehmen. „Mit 16 Jahren habe ich meine erste Firma gegründet“, erzählt er. Und sie verantwortete schon früh das Design in der elterlichen, auf Handschuhe spezialisierten Lederwaren-Manufaktur. Für ein Designprojekt in der Schule entwarf sie ihr erstes Paar Handschuhe. Natürlich aus Leder, „dem Material fühlte ich mich schon damals sehr verbunden“. Bei „Gretchen“ ist Michael Georg Schmitt für den kaufmännischen Bereich zuständig, Anne-Christin Schmitt verantwortet als kreativer Kopf des Unternehmens die Kollektionen, die mittlerweile mit nationalen wie internationalen Designpreisen ausgezeichnet worden sind. EXQUISITE LEDERWAREN GIBT ES IN DEN HACKESCHEN HÖFEN Von Katrin Starke LEDERWAREN Anne-Christin und Michael Georg Schmitt verkaufen selbst designte Lederwaren ihrer Marke „Gretchen“ im eigenen Laden in Mitte. Stilbewusst: Anne-Christin und Michael Georg Schmitt von „Gretchen“. Fotos: picasa

7 BEST OF BERLIN „Unsere Stücke sind modisch in ihrer Aussage, folgen aber keinen kurzlebigen Modetrends“, erklärt sie. Ihr geht es darum, ihrer Kundschaft „zeitlose, hochwertige und dadurch langlebige Lieblingsprodukte“ anzubieten. Produkte wie die Henkeltasche Ruby, einen ihrer Topseller. Für eine Alltagstasche eher klein, sei das Modell ein echtes Raumwunder, sagt Anne-Christin Schmitt. Punkten kann Ruby, gefertigt aus weichem italienischem Kalbsleder, allein schon wegen der zwei versteckten Vortaschen mit Magnetverschluss. „Die sind praktisch, wenn man einen Schlüssel griffbereit haben und nicht extra den Reißverschluss des großen Mittelteils öffnen möchte“, sagt die Designerin. Ein Renner sei auch die Schultertasche aus der Crocus-Linie. Insgesamt eher schlicht und puristisch in der Formensprache, fällt die Tasche durch ihren umwickelten Ledergriff sofort ins Auge. Doch die eigentliche Besonderheit erkennt man erst, wenn man die Tasche zur Hand nimmt: Der Innenbeutel ist herausnehmbar. Der kann samt Inhalt komplett in eine andere Tasche gesteckt werden. Das Umräumen von einer Handtasche in eine andere entfällt. Farbenfrohe Auswahl im Laden in den Hackeschen Höfen Ihren lebendigen Charakter bekommen die mit wenig Deko auskommenden Taschen, Portemonnaies, Handschuhe und Kleinlederwaren der „Gretchen“-Kollektionen durch die Kombination von glanzgestoßenem mit Das „Gretchen“ befindet sich im Hof 4 der Hackeschen Höfe in Mitte. mattem Kalbsleder und natürlich durch ihre Farben. Zwar sind die klassischen Taschenfarben nach wie vor Schwarz und Rot. Aktuell laufe aber Grün ziemlich gut, sagt Anne-Christin Schmitt. „Außerdem ein herbstliches, gedecktes Orange.“ Das sehe wertig aus und lasse sich gut mit Grau- und Brauntönen kombinieren. Gefertigt werden die Leder-Accessoires in limitierter Stückzahl zu 100 Prozent in Handarbeit in ausgewählten Manufakturen in Italien und Spanien. „Das Know-how dieser Familienbetriebe ist essenzieller Baustein unserer Kollektionen“, sagt Anne-Christin Schmitt. Alle Täschner, die dort für sie arbeiten, kennt die Designerin persönlich. Hat sie ein neues Stück kreiert, ist sie vor Ort, wenn der erste Prototyp gefertigt wird: „Bei jedem neuen Modell wird gemeinsam experimentiert. Das ist ein Entwicklungsprozess.“ Wichtig sind den Schmitts gute Arbeitsbedingungen, ebenso legen sie Wert auf kurze Transportwege. Nicht von ungefähr seien ihre Produkte „Made in Europe“. Zudem unterstützt das Ehepaar die Organisation „Plan International“, eines der ältesten Kinderhilfswerke. Speziell für Projekte in Ecuador, Bolivien und Peru setzen sich die Schmitts ein. „Wir möchten dazu beitragen, dass Kinder eine Chance auf ein besseres Leben bekommen.“ Gretchen Store Berlin Rosenthaler Straße 40/41, Mitte (Hackesche Höfe, Hof 4), Tel. 513 03 91 71, Mo. 11–18 Uhr, Mi.–Sbd. 11–18 Uhr, www.mygretchen.com Die Auswahl der Kollektionen im „Gretchen“ kann auch farbenfroh sein. DESIGNERLÄDEN IN BERLIN – EINE AUSWAHL Andreas Murkudis Potsdamer Str. 81, Tiergarten, Tel. 680 79 83 06, Mo.–Sbd. 11–19 Uhr, www.andreasmurkudis.com Claudia Skoda Alte Schönhauser Str. 35,, Mitte, Besuch nur mit vorheriger Anmeldung, Tel. 0176 43 44 25 66, www.claudiaskoda.com Darklands Darklands 6.0: Potsdamer Str. 81 A, 10785 Berlin Mo.–Sbd. 11–18 Uhr Darklands-x: Potsdamer Str. 77, 10785 Berlin Mo.–Do. 11–18 Uhr, Fr.–Sbd. 12–19 Uhr www.darklandsberlin.com Konk Kleine Hamburger Straße 15, Mitte, Tel. 28 09 78 39, Mi.–Fr. 12–19 Uhr, Sbd. 12–18 Uhr, www.konk-berlin.de Lala Berlin Alte Schönhauser Str. 3, Mitte,Tel. 20 09 53 63, Mo.–Sbd. 11–19 Uhr, www.lalaberlin.com Marcel Ostertag Store Brunnenstraße 173, 10119 Berlin, Mo. - Sa. 10–19 Uhr Bikini Berlin, Budapester Str. 38–50, 10787 Berlin, Mo.–Sbd. 10–20 Uhr, www.marcelostertag.com Odeeh Store Potsdamer Straße 81a, Haus J, Tiergarten, Tel. 26 39 11 59, Mo., Mi.–Sbd. 11–19 Uhr, www.odeeh.com Sabrina Dehoff Auguststraße 26a, Mitte, Tel. 97 00 41 60, Mo.–Sbd. 12–18 Uhr, www.sabrinadehoff.com

8 BEST OF BERLIN Antonio Oliveiras Laden liegt an der Trautenaustraße, mitten im sogenannten Güntzelkiez. Spezialitätenladen „O Lagar“ bringt Portugal nach Berlin Die portugiesische Flagge, die Antonio Oliveira an seinem Laden angebracht hat, ist von weithin sichtbar. Sie signalisiert, dass es hier, in einer lauschigen Wilmersdorfer Seitenstraße, Spezialitäten gibt, die man anderswo nicht kaufen kann. „Weine und mehr“ lautet das Motto von „O Lagar“. Zum Feinkostsortiment gehört eingelegtes Gemüse ebenso wie Sardinen aus der Dose. Es gibt Chips, aber auch Käse und Schinken. Ein ganzes Regal ist Süßigkeiten gewidmet, von der traditionellen Keksmischung bis zu schokolierten Mandeln. Und am Tresen verkauft Oliveira die bekannten Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung, Pasteis de Nata. Einfach lecker! O Lagar, Trautenaustraße 12, Wilmersdorf, Mo.–Fr. 12–19 Uhr, Sbd. 12–17 Uhr, www.olagar.de Im „BierLaden“ gibt es feinstes Craft Beer aus ganz Europa Mike Duda führt 230 verschiedene Biere ausschließlich aus inhabergeführten IN DIESEN LÄDEN REIST MAN UM DIE WELT Von Max Müller, Robin Schmidt, Martin Schwarz und Katrin Starke Chutneys aus England, Wurst aus Spanien, Honig aus Griechenland, erlesene Gewürze aus dem Orient: Feinschmecker finden in Berlin die besten Zutaten für ein köstliches Mahl. Und natürlich auch jede Menge internationale Weine und Biere. Wir verraten zehn besondere Adressen. INTERNATIONALE SPEZIALITÄTEN Kleinbrauereien aus ganz Europa. Als was er seinen Laden bezeichnen würde? Duda zuckt mit den Schultern. Ist es ein Bier-Spezialitäten-Shop oder eine Craft-Beer-Bar? Für manchen englischsprachigen Touristen ist es ein Bottle Store, für Anwohner aus dem Bergmannkiez eher ein Späti, in dem es nur Bier gibt, aber nicht irgendwelches. „Wir passen in keine Kategorie“, sagt Duda. Am ehesten sei es wohl ein „Bierspezialitätentempel“. Oder einfach ein „BierLaden“, denn so heißt sein Geschäft ja auch. Foto: Antonio Oliveira

9 BEST OF BERLIN Die Besonderheit: Die Kundschaft kann alles, was es an Bieren zu kaufen gibt, auch im Laden trinken – denn es ist eben doch nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine Bierbar. BierLaden, Kreuzbergstr. 78/ Methfesselstraße, Kreuzberg, tgl. 15–23 Uhr, Tel. 26 57 35 00, www.bierladen-berlin.de Delikatessen aus Spanien: „Origens“ in Friedrichshain überzeugt Im Feinkostladen „Origens“ – zu Deutsch „Herkunft“ gibt es Spezialitäten aus Spanien und einenMittagstisch. Alberto Sana und seine Lebensgefährtin Silvia Valero setzen auf Direktimporte. „95 Prozent unserer Ware sind Direktimporte aus Spanien, egal ob nun Olivenöl, Reis, Wein, Wurst oder Käse“, schwärmt der Chef. Wobei man wegen der Transportdauer bewusst auf Frischkäse verzichte. „Aber probieren Sie mal diesen Schafskäse, das ist ein ,Queso de ovaja añejo‘, der ist mindestens zwölf Monate gereift!“ Und wirklich: Er schmeckt köstlich. Origens, Rigaer Str. 105, Friedrichshain, Tel. 0163/046 67 16, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Das Geschäft bietet auch Catering für bis zu 60 Personen an, https://origensberlin.business.site Alles für die typisch englische Küche bei „Broken English“ in Kreuzberg Die Queen ist im Laden von Antje Blank noch immer allgegenwärtig. Als Solar-Wackelfigur winkt sie den Kunden aus einem der beiden Schaufenster von „Broken English“ entgegen. Auch die Teedosen mit dem Bild von Prinzessin Diana verkaufen sich bis heute gut. Vor allem aber hat Antje Blank so ziemlich alles im Sortiment, was typisch ist für die englische Küche – von Chutneys bis hin zu gebackenen Bohnen und den klassischen Teesorten. Und Cerealien, darunter die beliebten White Crispies, füllen die Regale ebenso wie Marmeladen, darunter selbstverständlich die bittere Orangenmarmelade. Broken English, Arndtstr. 29, Kreuzberg, Tel. 691 12 27, Mo.–Fr. 11–18 Uhr, Sbd. 11–16 Uhr, www.brokenenglish.de Mike Duda (l.) und sein Mitarbeiter Christian Kramb beim Kosten. Silvia Valero und Alberto Sana in ihrem Laden „Origens“ an der Rigaer Straße. Bei Antje Blanks Laden „Broken English“ könnte das Lied von Marianne Faithful Namespate gewesen sein. Foto: Katrin Starke Foto: Martin Schwarz Foto: Katrin Starke

10 BEST OF BERLIN Kräutertee und mehr nach griechischer Tradition Panagiotis Manaloglou kennt die wohltuende Wirkung griechischer Kräuter bestens. Wer seine Teestube mit Ladenlokal betritt, dem steigen allerhand aromatische Düfte in die Nase. Von Salbei über Johanniskraut bis zu Passionsblume: Manaloglou stellt Mischungen aus über 40 Kräutersorten zusammen. Neben Tee gibt es auch Honig, Olivenöl, Wein, Gebäck und Naturkosmetik. Tee Salon Iki, Böckhstraße 50, Kreuzberg, Tel. 54869969, Dienstag bis Sonntag, 12 bis 19 Uhr, www.teesaloniki.de Unglaubliche Auswahl beim Käse-Dealer von Neukölln „Peppikäse“ in Neukölln bietet Käse in unglaublicher Auswahl. Inhaber Georg Weishäupl hat rund 300 verschiedene Käsesorten im Programm. Er hat sich spezialisiert auf Rohmilchkäse aus dem österreichischen und schweizerischen Alpenraum. Außerdem führt er italienische Spezialitäten wie etwa den „Fiore Sardo“ oder den „Fontina di Alpeggio“ und auch ein paar holländische Sorten. Von rund 30 Produzenten bezieht er seinen Käse – von Sennereien, die ihn noch klassisch in Handarbeit herstellen, im Sommer aus Weidemilch, im Winter aus Heumilch. „Industriekäse kommt bei mir nicht ins Sortiment“, betont er, „nie und nimmer“. Peppis Käselager „Peppikäse“, Weichselstr. 65, Neukölln, Di. 14–20 Uhr, Fr. 10–20 Uhr, Sbd. 9–16 Uhr, Verkauf auch auf den Wochenmärkten Schillermarkt, Südstern und Dicke Linda am Kranoldplatz sowie auf dem Bauernmarkt Seelower Straße (Sbd. 10–16 Uhr) Leopoldplatz (Di./Fr. 10–17 Uhr) und am Maybachufer (Fr. 11–17 Uhr), Tel. 0176/50 30 76 56, www.peppikaese.de Ausgewählte Weine aus Europa - mit Leidenschaft verkauft Bei Weinhändler Rolf Paasburg haben Kunden die Wahl zwischen Hunderten edlen Weinen. Angefangen hat alles mit französischen Weinen, dann kamen deutsche Tropfen hinzu. Panagiotis Manologlou aus dem „Tee Salon Iki“. Hält auch den Kontakt zu den Produzenten: Georg Weishäupl weiß alles über den Käse, den er verkauft. Stolz präsentiert Rolf Paasburg seine Eigenmarken. Foto: Robin Schmidt Foto: Katrin Starke Foto: Katrin Starke

11 BEST OF BERLIN Knalle Popcorn: Dieses herrliche Goldgelb nimmt das Popcorn nach dem Rösten an. Im „Pfefferhaus“ gibt es eine große Auswahl pikanter Soßen. Rebensäfte aus diesen beiden Ländern bilden bis heute einen Schwerpunkt im Sortiment. Das umfasst mehr als 500 Weine, die Paasburg von rund 150 Winzern bezieht – neben Frankreich und Deutschland aus Österreich, Italien, Spanien und Portugal. Gerne gibt er Nachwuchswinzern eine Chance. Mittlerweile gibt es auch eine eigene Sekt- und Weinmarke. Paasburg’s „WeinAusLeidenschaft“, Südwestkorso 17, Friedenau, Tel. 611 018 38, Mo–Fr. 11–19 Uhr, Sbd. 11–15 Uhr, www.paasburg.de Verrücktes Popcorn wie in den USA bietet die „Popkornditorei Knalle“ Popcorn mit Erdnussbutter, weißer Schokolade, Trüffel oder Pfeffer und Salz: Dieses Popcorn aus Berlin explodiert auf der Zunge. Christopher Peters, einer der Gründer der „Popkornditorei Knalle“, brachte die Geschäftsidee aus den USA mit. „Da war Popcorn als Snack auch außerhalb des Kinos angesagt, in verschiedensten Variationen.“ Aleppo-Chili, frisch gemahlenen Kaffee mit Kardamon und Weine aus dem Libanon gibt es im Harb. Heute gibt es die vielfältigen KnalleKreationen nicht nur im eigenen Laden in Prenzlauer Berg, sondern auch im KaDeWe sowie in ausgewählten Feinkostläden und Getränkemärkten in ganz Deutschland. Das Besondere, neben dem außergewöhnlichen Geschmack: Der Mais wird nur mit heißer Luft gepoppt und nicht mit Fett. Popkornditorei Knalle, Raumerstr. 32, Prenzlauer Berg, Tel. 42 14 39 97, Mi.–Fr. 11–19 Uhr, Sbd. 10–18 Uhr, www.knalle.berlin Feurig wie in Mexiko: Chilis, Soßen und Zuchtsets im „Pfefferhaus“ Das „Pfefferhaus“ ist ein Fachgeschäft für Gewürze und bietet eine große Auswahl an feurigen Soßen an, von der hauseigenen Manufaktur bis zum Produzenten aus Mexiko. Zudem sind verschiedene getrocknete Chilisorten zu bekommen. Und wer eher auf Eigenanbau setzt, kann hier Samen und Zubehör inklusive einer kompetenten Beratung über Herkunft und Geschmacksvariationen erhalten. Pfefferhaus, Niederbarnimstr. 11, Friedrichshain, Mo.–Fr. 12–20 Uhr, Sbd. 11–20 Uhr, www.pfefferhaus.de „Harb“ bietet orientalische Spezialitäten in Hülle und Fülle Im „Harb“ in Schöneberg gibt es erlesene orientalische Feinkost, und das bereits seit 35 Jahren. Getreide und Hülsenfrüchte, köstliche Nüsse, verführerische Gewürze, authentische Saucen und Dips, Kaffee und Tee, feines Gebäck und Süßwaren: Das umfangreiche Angebot lädt zum Schnuppern, Probieren und Kochen nach arabischer Tradition ein. Auch Restaurants, Hotels und Caterer gehören zur begeisterten Kundschaft. Harb, Potsdamer Str. 93, Schöneberg, Tel. 265 16 27, Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr, www.harb-gmbh.de Foto: Felix Eichholtz; tipberlin Foto: Ganz in Weise Foto: Lena Ganssmann

12 BEST OF BERLIN Am Tragegriff des hölzernen Nähkastens baumelt ein von Hand beschriftetes Etikett. „Ich stamme von der lieben Dörte und bin gespannt, wo ich bald lande. Ich habe stets meine Dienste geleistet“, ist darauf zu lesen. Ulrike Rosenthal hat vieles, was sie in ihrem Vintage-Wohn- und Dekorationsgeschäft „Miss Peacock“ verkauft, mit solch kleinen Zetteln versehen. „Ich liebe es, wenn Dinge eine Geschichte haben – und die gebe ich gern an meine Kunden weiter.“ Denen erzählt die 42-Jährige dann auch all das, was nicht mehr aufs Etikett passte. So wie bei dem Nähkasten aus den 1970er-Jahren, auf den Ulrike Rosenthal bei einer Wohnungsauflösung im holländischen Roermond stieß – der Wohnung der besagten Dörte, die nun in einer Seniorenresidenz lebt. „Sie nutzte das Kästchen erst für ihre eigenen Nähutensilien. Später verstaute sie darin Bastelsachen für ihre Enkel“, berichtet Ulrike Rosenthal. Gerade hat sie ihren Laden neu dekoriert, farblich und inhaltlich entsprechend der Jahreszeit – so wie sie es immer macht, seit sie vor sechs Jahren ihren Interieur-Shop eröffnete. Von Katrin Starke „MISS PEACOCK“ HAUCHT ALTEN DINGEN NEUES LEBEN EIN VINTAGE In ihrem Wohn- und Dekorationsgeschäft „Miss Peacock“ in Neukölln verkauft Ulrike Rosenthal eigene Vintage-Kreationen. Stöbern so lang das Herz begehrt: Ein Blick in den Laden. Fotos: MISS PEACOCK

13 BEST OF BERLIN Lackiert in sattem Senfgelb passe der Nähkasten perfekt in die Frühjahrsdeko, sagt Ulrike Rosenthal. Vieles von dem, was sie in ihrem Laden verkauft, ist noch älter als der Nähkasten. „Mein Herz schlägt vor allem für Originale aus den 1940er- und 1950er-Jahren“, sagt sie. Das können Kleinmöbel wie Kommoden oder Nachttische sein, die sie aufwendig restauriert. Das können aber auch alte Emaille-Siebe sein, die sie zu Küchenlampen umfunktioniert. Dass ein Sieb schon mal Rost angesetzt hat, stört sie dabei nicht – im Gegenteil. „Alte Liebe rostet manchmal. So manches Original bekommt dadurch erst seinen Charakter“, hebt die Geschäftsinhaberin hervor. Gern haucht sie Dingen nicht nur ein neues, sondern ein anderes Leben ein. Aus Ginflaschen werden Seifenspender. Aus Sammeltassen von anno dunnemals, die heutzutage keiner mehr haben will, macht Ulrike Rosenthal Etageren – kleine Kunstwerke „für Kekse oder als Schmuckablage“. „Schon als Kind fand ich alte Sachen spezieller“, erzählt die 42-Jährige. „Wenn ich in alten Häusern war, hat mich immer der Geruch fasziniert. Da roch es nach Menschen, die darin gelebt, geliebt, gefeiert haben.“ Nach der Schulzeit absolvierte Ulrike Rosenthal eine Ausbildung im Einzelhandel, arbeitete als Fotografin, später im Marketing. Nebenbei frönte sie immer ihrer Vintage-Leidenschaft, restaurierte Kisten und Kästchen, schuf Dekorationsartikel. Zunächst für die eigene Wohnung, dann für Freunde und Bekannte. Ihre Kreationen kamen gut an. Also beschloss sie, sie auch auf Kreativmärkten zu verkaufen. Zehn Jahre lang machte sie das und sparte während der Zeit eisern jeden Cent, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen – einen eigenen Laden. „Als ich zufällig von dem freiwerdenden Ladenlokal am Richardplatz erfuhr, bin ich ins kalte Wasser gesprungen“, erzählt Ulrike Rosenthal. Selbst die Einrichtung ihres Geschäfts zeugt von ihrer Kreativität – der riesige, selbst gebaute Edison-Glühbirnen-Kronleuchter an der Decke, das aufgearbeitete Buffet Ulrike Rosenthal erzählt ihren Kunden gerne die Geschichte hinter den Verkaufsartikeln. Eine Etagere mit ausgemusterten Sammeltassen. EINRICHTUNG, DEKO, ACCESSOIRES IN BERLIN - NOCH MEHR ADRESSEN: Manufactum Warenhaus Hardenbergstr. 4-5, Charlottenburg, Tel. 24 03 38 44, Mo.–Fr. 10–20 Uhr, Sbd. 10–18 Uhr, www.manufactum.de Wohnzimmer 36 Paul-Lincke-Ufer 44, Kreuzberg, Tel. 61 62 38 72, Mo.–Fr. 11–19 Uhr, Sbd. 11–18 Uhr, www.wohnzimmer36.de Goodshaus Kastanienallee 101, Prenzlauer Berg, Tel. 35 12 68 96, Mo.–Sbd. 11–18 Uhr, www.goodshaus.com Hetti. & The Conscious Club Reuterstr. 62, Neukölln, Tel. 0176/22 52 25 77, Öffnungszeiten über 0176/22 52 25 77, www.hettiberlin.com Lilo Berlin Steifensandstr. 9, Charlottenburg, Tel. 70 08 25 25, Di.–Fr. 12–18.30 Uhr, Sbd. 12–18 Uhr, www.lilo-berlin.de Kunstschule Hufelandstr. 13, Prenzlauer Berg, Tel. 29 77 93 61, Mo.–Fr. 10.30–19 Uhr, Sbd. 10.30–18 Uhr, www.kunstschule.net Polli Überall Körtestr 3, Kreuzberg, Tel. 0179/370 37 93, Di.–Fr. 12–19 Uhr, Sbd. 11–16 Uhr, www.polli-ueberall.com Lieberfilz Mariannenplatz 22, Kreuzberg, Tel. 60 03 12 84, Mo.– Fr. 10–18 Uhr (meistens), Sbd. 11–17 Uhr, www.lieberfilz.com Bohei Weserstr. 43, Neukölln, Mo.–Sbd. 12–19 Uhr, Tel. 80 93 27 57, umfangreicher Onlineshop: www.bohei-shop.com von Oma Charlotte, der Tisch aus recycelten Schiffsbohlen, auf dem sie ihre kleinen „neuen“ Schätze drapiert. Viele ihrer Basismaterialien findet sie in Holland oder Dänemark, in SecondHand-Läden und bei Wohnungsauflösungen. Anders als in Deutschland sei dort auf den Dachböden noch vieles aus Vorkriegszeiten erhalten. Auch in England sei sie auf „Scheunen voller Geschichten“ gestoßen, ebenso in Südfrankreich. Neben ihren Vintage-Kreationen führt „Miss Peacock“ auch neue Wohnaccessoires, vornehmlich von skandinavischen Labels. „Die haben einen tollen Stil“, schwärmt sie. Übrigens verkauft Ulrike Rosenthal auch Marmeladen und Chutneys. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die selbst gemacht sind, mit Früchten aus dem Garten ihres Vaters im Brandenburgischen. Immer wieder probiert sie Neues aus – wie das Zucchini-Chutney auf indische Art, den Pfirsich-Aufstrich mit wildem Thymian oder die Sauerkirsch-Marmelade mit dunkler Schokolade und Espresso. Miss Peacock Vintage & Crafts – Interieur & Concept Store Richardplatz 7, Neukölln, Di.–Sbd. 11–19 Uhr, Tel. 54 87 97 22, www.misspeacock.de

14 BEST OF BERLIN Ein Fotoalbum mit hellblau gemustertem Einband sucht die Kundin, außerdem eines mit grünem Leinenbezug, passend zu den Themen ihrer Bilder – hellblau für die Fotos vom Winterurlaub, grün für die Aufnahmen vom Sommer. Ja, es gibt sie noch, die Menschen, die auch im Digitalzeitalter ihre Fotos in hübsche Alben kleben. Und es gibt in Schöneberg auch den Laden, in dem sie auf der Suche nach einem besonderen Album mit Sicherheit fündig werden. Im „Papierhaus“ füllen Fotoalben fast eine ganze Regalwand. Überhaupt FEINSTES PAPIER FÜR JEDEN ZWECK UND ANLASS Von Katrin Starke In seinem Schöneberger „Papierhaus“ führt Felix Verspohl nicht nur alles für den Bürobedarf, sondern auch viel nachhaltig Produziertes. MANUFAKTUREN führt Felix Verspohl nahezu alles, was irgendwie mit Papier zu tun hat. Als Kiezladen – und als solchen versteht er sein Geschäft – hält er natürlich ein kompaktes Sortiment an Schreibwaren für Schule, Haushalt und Büro vor. Doch den größeren Teil des Ladens haben Felix Verspohl und seine Tochter Aina den „schönen Dingen“ gewidmet. Viele der Angebote kommen von kleinen Manufakturen. Da finden sich die klassischen Moleskine-Schreibbücher mit dem Gummiband neben Notizbüchern, auf denen kleine Täschchen aufgesetzt sind, einige haben eine Spiralbindung, andere sind aufwändig genäht, wieder andere in Leder eingebunden. Außerdem führt das Geschäft eine große Auswahl an Briefpapier – in minimalistischem Design ebenso wie bedruckt mit floralen Mustern. Papier mit glatter Oberfläche findet sich neben Bütten und handgeschöpftem Papier aus Indien. Dazu hat Verspohl ein breites Sortiment verschiedenster Schreibgeräte – vom Füller mit Edelstahlfeder bis zum selten gewordenen Kolbenfüller, wie ihn die Firma Cleo aus dem brandenburgischen Bad Wilsnack noch immer herstellt. „Füllfederhalter laufen bei uns sehr gut“, sagt Verspohl. Genauso wie die vielen bunten Tinten. Im „Papierhaus“ gibt es sie unter anderem aus englischer Produktion – in 120 Farben. Gerade hat Felix Verspohl schon Kalender für 2024 geordert, um rechtzeitig vorzusorgen. Im vorigen Jahr habe er Kalender „in Wahnsinnsmengen“ verkauft. Für ihn ein sicheres Zeichen, dass auch in Zeiten von Computer-Kalenderprogrammen Menschen gern einen Papierkalender führen. „Die wollen die Haptik“, sagt der Ladeninhaber. Seit nunmehr 29 Jahren verkauft er Papier. Erst befand sich das Geschäft in der Langenscheidtstraße, dann zog Verspohl um in den geliebten Akazienkiez. Einige der Geschenkpapierbögen sind edel, handgeschöpft und daher etwas preisintensiver.

15 BERLIN MIT DEM RAD In der Anfangszeit verkaufte er ausschließlich recycelte Papiere. „Und Farbbänder für den Computerdruck habe ich selbst noch eingefärbt, mit einer kleinen Maschine im Keller“, erzählt der Quereinsteiger, der sich nach einer Lehre im Außenhandel und einigen geisteswissenschaftlichen UniSemestern zunächst mit einem Taxibetrieb selbstständig machte. Doch nur auf Recycling-Material zu setzen, ließ sich wirtschaftlich nicht durchhalten, weshalb Verspohl auch anderes Papier in sein Sortiment aufnahm. Dennoch wird der Umweltgedanke bei ihm nach wie vor großgeschrieben. „Wenn ein Produkt in einer umweltfreundlichen Variante lieferbar ist, geben wir dem den Vorzug“, erklärt er. So hat er unter anderem aus Restholz gefertigte Buntstifte im Sortiment. „Außerdem sind alles FairtradeWaren“, fügt er hinzu. Seine Produkte bezieht Verspohl vornehmlich von kleinen Manufakturen aus dem In- und Ausland. Gern kauft er bei jungen Firmen ein. „Die haben oft ausgefallene Sachen, die noch nicht so bekannt sind“, sagt er. „Ein toller Effekt ist zudem, dass die Jungen im Papierbereich fast alles auf Recyclingbasis produzieren.“ Regelmäßig bezieht das „Papierhaus“ auch Waren von kleinen Berliner Firmen – wie die hölzernen, mit bunt gemusterten Papieren bezogenen Klemmbretter oder einiges aus dem umfangreichen Post- und Grußkartensortiment. Da gibt es Karten für jeden Anlass – sogar Klappkarten zur Geburt eines Dackelwelpen („Welcome to the world, little sausage“) mit liebevoll gezeichneten Teckeln auf dem Deckblatt. Einen festen Platz haben in Verspohls Sortiment auch Geschenkpapiere in vielfältigen Designs. Manche der Papiere sind allerdings viel zu edel, um darin Präsente einzuwickeln. Ein Bogen aus handgeschöpftem japanischem Papier, bei dem im Siebdruckverfahren jede Farbe einzeln aufgetragen wurde, schlägt da schon mal mit 75 Euro zu Buche. „Das sind Bögen, die sich Kunden als Raumdeko auf Rahmen ziehen“, erklärt Verspohl. Oder Origami-Fans und Hobbybuchbinder, die ein besonderes Bezugspapier für ihre Buchdeckel oder Schachteln brauchen. Papierhaus Felix Verspohl Belziger Str. 18, Schöneberg, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sbd. 10–18 Uhr, Tel. 78 95 44 04, Onlineshop: www.cailun.de – übrigens ein von Aina Verspohl, die den Onlineshop aufgebaut hat, mit Bedacht gewählter Name: Cai Lun hieß der Chinese, dem die Erfindung des Papiers zugeschrieben wird. Inhaber Felix Verspohl versteht sein „Papierhaus“ auch als Kiezladen. Fotos: Katrin Starke BERLINER HANDWERK UND MANUFAKTUREN – EINE AUSWAHL Schreibstatt Baerwaldstr. 51, Kreuzberg, Hotline: 89 20 47 66 (Mo.–Fr. 10–17 Uhr), der Webshop unter www.schoene-briefe.de richtet sich vornehmlich an Privatleute. Infos zur Manufaktur für Handgeschriebenes unter www.schreibstatt.de Weilensee Art Service Im „Weilensee“ an der Kreuzberger Bergmannstraße kann man sich Bilderrahmen auf Maß fertigen lassen. Außerdem verkauft Sascha Fricke limitierte Druckgrafik mit vielen Motiven von Berliner Künstlern, Bergmannstr. 9, Kreuzberg, Di.–Sbd. 12–18 Uhr, Tel. 694 95 32, www.weilensee.de Anja Idehen Restaurierte Gemälde und vergoldete Oberflächen. Fechnerstr. 3, Wilmersdorf, Tel. 26 54 77 27, mit Terminvereinbarung, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, www.das-schoene-bewahren.de Blaudruckatelier Der gelernte Textildrucker Holger Starcken führt das Kunsthandwerk in seinem Atelier fort. Hohenbinder Steig 1, Rahnsdorf, Besuch nur nach Voranmeldung, kontakt@blaudruckatelier-starcken.de oder Tel. 648 92 00, www.blaudruckatelier-starcken.de Knit Knit Die Wienerinnen Linda Sykora und Lisa Benischek zeigen in ihrem Strickladen mit Kursen und einem gut sortierten Online-Shop, dass Stricken ein modernes Hobby sein kann. Linienstr. 154, Mitte, Tel. 98 36 64 30, Di.–Fr. 14–19 Uhr, Sbd. 12–16 Uhr, www.knitknit.de Fotos: Katrin Starke

16 BEST OF BERLIN Mit dem Aufstieg der CD und von Streamingdiensten sah es nicht gut für Schallplatten aus. Doch inzwischen erlebt das Vinyl wegen seiner unvergleichlichen Klangeigenschaften ein Comeback. Tatsächlich ist die Nachfrage so groß, dass Presswerke mit der Schallplattenproduktion nicht mehr hinterherkommen. Wartezeiten auf neue Schallplatten sind teilweise lang. In Berlin gibt es Läden, die sich auch auf Secondhand-Ware und seltene Angebote spezialisiert haben. Eine Auswahl. Friedrichshain: „HHV Records“ - Urban Fashion trifft auf Urban Beats Der schnittig gestaltete Shop ist einer der besten Plattenläden in Berlin. Hier gibt es neben einer wunderbaren Schallplattenauswahl auch Kleidung und Schuhe. „HHV“ lässt besonders Hip-Hop-Herzen höher schlagen, doch auch Funk, Techno, Punk und tolle WAS AUF DIE OHREN: 10 TOLLE ADRESSEN FÜR MUSIKFANS Von Dirk Teuber Plattenläden erleben ein Comeback – auch in Berlin. 10 Top-Entdeckungen für Fans von Vinyl. MUSIK / VINYL Wiederveröffentlichungen finden sich im Sortiment. Im Online-Store sind nach Angaben der Betreiber 70.000 Tonträger verzeichnet. HHV Records Adresse: Grünberger Str. 54, Friedrichshain, Tel. 29 36 73 77, Mo.–Sbd. 12–20 Uhr, www.hhv.de Friedrichshain: „Vinyl A-Go-Go“ - ein gut geführter Laden am Boxhagener Platz Soundtracks, Krautrock, Ethno-Musik, Hardcore und viele Singles stehen neben klassischen Genres wie Rock, Soul und Pop. Verkauft wird auch regelmäßig auf dem Flohmarkt auf dem Boxhagener Platz. Auf der Webseite verrät der Händler sogar sein absolutes Lieblingsvinyl, es ist von The Cure. Vinyl A-Go-Go Adresse: Krossener Str. 24, Friedrichshain, Tel. 0174/174 99 99, Mo.–Sbd. 13–19 Uhr, www.vinyl-a-gogo.de Friedrichshain: „Bis aufs Messer“ - Avantgarde, Jazz oder Ambient auf Schallplatten Ausgefallene Musik, Avantgarde, Doom, Dark Jazz, Noise, Krach, Experiment, Ambient. Neben viel neuem Vinyl für Auskenner sind immer auch ein paar Kisten mit gebrauchten LP in „Bis Aufs Messer“ zu haben. Regelmäßig wird auch Kunst ausgestellt und neben Musik auch mit Plakaten, Siebdrucken, T-Shirts und Merchandising gehandelt. Kennt man sich in den Genres nicht aus, sind Fragen ausdrücklich erlaubt. Bis aufs Messer Marchlewskistr. 107, Friedrichshain, Tel. 20 68 72 91, Mo.–Fr. 11–19 Uhr, Sbd. 11–18 Uhr, www.bisaufsmesser.com Fotos: iStock, Neal McQueen, Musicland, Dirk Teuber (2)

17 BEST OF BERLIN Kreuzberg: „Groove Records“ - eine Instanz in Berlin seit mehr als 30 Jahren Neben einem überwältigenden Angebot an Soul, Funk, Hip-Hop, Reggae oder Rare Grooves bietet der Laden auch DJ-Equipment an. In den großen Läden herrscht meist ein anonymer Markt, während man sich bei „Groove Records“ kennt, Informationen austauscht, sich mit Gleichgesinnten unterhalten kann und dazu noch eine fachkompetente individuelle Beratung hat. Groove Records Pücklerstr. 36, Kreuzberg, Tel. 618 86 39, Mo.–Fr. 12–19 Uhr, Sbd. 11–18 Uhr Kreuzberg: „POP Plattenladen“ - altes Vinyl und guter Rat an den Yorckbrücken Der charmante Laden ist eher ein Club für Musikafficionados des gebrauchten Vinyls mit guter Beratung. So veranstaltet der Pop e.V. Vorträge, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Partys und Musik-Sessions. Die Betreiber sind nicht nur in den Ankündigungen auf ihrer Webseite ganz unkompliziert. Ist man sich einig, wird sogar die heimische Sammlung abgeholt. POP Plattenladen Yorckstr. 52, Kreuzberg, Tel. 0179/121 19 19, Mo.–Fr. 12–19 Uhr, Sbd. 12–18 Uhr, www.pop-berlin.de Schöneberg und Pankow: „Dodo Beach“ gibt es im Osten und Westen der Stadt In Schöneberg und Pankow heißt die Anlaufstelle für neues und altes Vinyl „Dodo Beach“. Den Laden führen nicht nur Musiker und Szene-Kenner, hier ist auch eine Kartenvorverkaufsstelle. Ost-Berlins ältester Plattenladen, ehemals „Vopo Records“, jetzt „Dodo Beach East“, konzentriert sich eher auf Punk, Metal, Hardcore, Garage, Hip-Hop und Rock’n’Roll. Dodo Beach Schöneberg Vorbergstr. 8, Schöneberg, Tel. 301 06 80 80, Mo.–Sbd. 13–18 Uhr, www.dodobeach.de Dodo Beach East Danziger Str. 31, Tel. 442 80 04, Mi.–Sbd. 13–18 Uhr, www.dodobeach.de Neukölln: „Soultrade“ - ein Schallplattenladen mit Seele Das „Soultrade“ an der Neuköllner Sanderstraße ist eine Anlaufstelle für Vinyl-Liebhaber aus aller Welt. Inhaber Christian Abel berät nicht nur Musikfreunde für Soul, Funk, HipHop und Jazz. Sein Geschäft ist auch tief verwurzelt mit dem Kiez. Und die Platten sind erschwinglich. Daneben gibt es auch ausgewählte T-Shirts, Kalender, Tassen und Musikliteratur. Soultrade Sanderstr. 29, Neukölln, Tel. 694 52 57, Mo.–Fr. 12–20 Uhr, Sbd. 11–18 Uhr Spandau: „Musicland“ - auch hier gibt es viel Vinyl Ralf Rachner ist nicht nur der Inhaber, sondern wie sein Laden auch selbst aus der Klosterstraße nicht mehr wegzudenken. Viele hiesige Musiklegenden haben hier schon Platten eingekauft und kennen Rachner auch persönlich. Musicland Klosterstr. 12, Spandau, Tel. 332 20 72, Di.–Fr. 12-19 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr Kreuzberg: „Hardwax“ - der beste Laden für elektronische Musik Längst gehört der Laden von Mark Ernestus am Paul-Lincke-Ufer zu den wichtigsten Anlaufstellen für elektronische Musik. Techno, Avantgarde, Electronica und Experimentelles stehen im Zentrum. Platten-Liebhaber aus aller Welt reisen eigens nach Berlin, um bei „Hardwax“ einzukaufen. Hardwax Paul-Lincke-Ufer 44a, Kreuzberg, Tel. 61 13 01 11, Mo.–Sbd. 15–20 Uhr, www.hardwax.com Neukölln: „OYE Records“ - für Freunde meist rhythmischer Musik Hip-Hop, Jazz und Elektronik stehen im Vordergrund. Zumeist werden Neuheiten und Neuauflagen verkauft, aber auch etwas Secondhand-Ware ist in den Regalen zu finden. Wer nicht nur Stones und Beatles sucht, sollte sich in den Filialen umsehen. OYE Records Friedelstr. 49, Tel. 89 37 28 15, Mo.–Fr. 13–20 Uhr, Sbd. 12–20 Uhr Oderbergstr. 4, Mo.–Sbd. 12–20 Uhr www.oye-records.com

18 BEST OF BERLIN Dass hier jemand mit einem großen Faible für Design am Werk ist, sieht man bei „Bici da Corsa“ schon von außen. „Der Name bedeutet Rennrad auf Italienisch“, erklärt Nils Christen. Die bunten historischen Leucht-Buchstaben über Eingang und Schaufenster hat er im Internet und auf privaten Touren zusammengesucht. Den Verkaufsraum mit altem Stuck hat er mit schwarzen Tapeten ausgekleidet. Von Franz-Michael Rohm Geheimtipp für Radsportfans: Bei „Bici da Corsa“ in Friedenau werden italienische Rennräder aus den 1970er- bis 1990er-Jahren verkauft und repariert. FAHRRÄDER / RENNRÄDER Vor Geschäftsöffnung drängen sich auf der Verkaufsfläche wunderschöne italienische Vintage-Rennräder aus den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren von den Marken Colnago, Bianchi oder Cinelli. Allesamt gebrauchte, vollständig gewartete und natürlich fahrtüchtige Preziosen der sportlichen Fortbewegung auf 25 oder 28 Millimeter schmalen Reifen. Trotz ihrer Patina leuchten sie verführerisch in klassischem Rot, celestem Hellgrün, in schnittigem Silber oder coolem Schwarz-Blau. Allen gemeinsam ist eine Ausstattung von Campagnolo und ein geschweißter Stahlrohrrahmen der Firma Columbus. „Dieses Unternehmen bei Mailand fertigt seit mehr als hundert Jahren Fahrradrahmen, bis heute“, erzählt Nils Christen. Die Pandemie brachte Nils Christen auf die Geschäftsidee Seit 20 Jahren betreibt er eine DesignAgentur. „Lief alles bestens, bis Corona kam“, berichtet der 54-Jährige. Dann gaben seine Kunden keine Aufträge mehr aus. Als Konsequenz besann sich der Geograph, Tourismusmanager und BWLer auf seine Studienzeit. Damals verkaufte er mit einem Freund zur Finanzierung des Studiums gebrauchte Hollandräder an der Veteranenstraße in Mitte. Das Geschäft existiert noch immer. Als großer Fan von italienischem Design, sowohl was Möbel, Mode, Autos als auch Fahrräder angeht, fährt er seit Jahrzehnten italienische Rennräder. „Als meine Firma drohte, den Bach runterzugehen, habe ich mich auf die alte Geschäftsidee mit den Fahrrädern besonnen. Eben mit italienischen Rädern“, sagt Christen. Bei seinen Recherchen im Internet stieß er auf einen ehemaligen italienischen Radrennfahrer, der bei Turin lebt und zahlreiche alte Rennräder im Angebot hatte. Per digitalem Übersetzer nahm der Berliner Kontakt auf. Inhaber und Designer Nils Christen mit seiner Rennrad-Eigenmarke „Christn“. HIER GLÄNZEN AUGEN VON FAHRRAD-FANS

19 BERLIN MIT DEM RAD „Heute sind wir Freunde, obwohl ich noch immer kein Italienisch spreche“, sagt der Rennrad-Aficionado. Er legt Wert darauf, keine Mondpreise zu verlangen – die überarbeiteten Räder kosten in der Regel zwischen 700 und 900 Euro – und auf Understatement. Das „Bici da Corsa“ ist kein Hightechladen, sondern ein gemütlicher, ein wenig aus der Zeit gefallen wirkender Ort mit alten Baumwolltrikots auf Bügeln, neuwertigen Ersatzteilen von Campagnol und einer kleinen Werkstatt. In der sorgt ein passionierter Mechaniker dafür, dass Tretlager, Bremsen und Schaltungen maßgenau eingestellt werden. Auch Fremdräder werden repariert. Es gibt sogar eine eigene Fahrrad-Linie Bei genauerem Hinsehen zeigt sich an den Rädern eine technische Entwicklung von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre. Beim Schaltgetriebe ging es von zehn über 12 bis zu 16 Gängen. Außerdem liefen zu Anfang die Bremszüge noch in großen Schlaufen aus dem Rahmen zu den Bremsen am bandumwickelten Lenker. Ein Jahrzehnt später verschwanden sie in der Lenkerumwicklung. Noch ein Jahrzehnt später wurden die Schaltungen vom Rahmen neben die Bremsen am Lenker verlegt. „Seither hat sich nicht mehr viel geändert“, erklärt Christen. Er erzählt, dass es mittlerweile eine sportliche Retroszene gibt, in der die alten Vintage-Rennräder mit dem Abfahren klassischer Etappen von Giro d’Italia oder Tour de France zelebriert werden. In originaler Kleidung trifft man sich zur Ausfahrt. Besonders geschätzt seien die original Lederriemen-Körbchen als Trittsicherung an den Pedalen. Mit viel Fantasie und Innovationsfreude kreierte der Geschäftsmann die eigene Linie „Christn“. Alte Columbusrahmen werden dafür in einem Metallic-Himmelblau lackiert und mit originalen Campagnolo-Teilen aufgebaut, als Singlespeed, ohne Schaltung. Für Kopfsteinpflaster sind die Räder eher nichts, aber auf Asphalt gleiten sie fast wie von selbst. Und natürlich sind sie absolute Hingucker. „Ein Rennrad ist eben auch ein Statement“, sagt Nils Christen. Bici da Corsa Handjerystraße 65, Friedenau, Tel. 0160/90 11 11 05, Mi.–Fr. 14–18 Uhr, Sbd. 12–15 Uhr, www.bici-da-corsa.com Eine bunte Auswahl an italienischen Rennrädern vieler Marken. Fotos: Franz-Michael Rohm WEITERE EMPFEHLENSWERTE FAHRRADLÄDEN IN BERLIN – EINE AUSWAHL Bikedudes Berlin Landsberger Allee 53, Friedrichshain, Tel. 49 85 58 48, Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–15.30 Uhr, www.bikedudes.de Rad Company Hauptstr. 163, Schöneberg, Tel. 78 89 41 23, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, www.radcompany.de Bike Market City Uhlandstr. 63, Wilmersdorf, Tel. 861 00 07, Di.–Fr. 11–18.30 Uhr, Sbd. 11–16.30 Uhr, www.bikemarketcity.de Fahrradland Ritterlandweg 43, Reinickendorf, Tel. 491 10 66, Mo.–Fr. 10–18.30 Uhr, Sbd. 9.30–14 Uhr, www.das-fahrradland-berlin.de Fahrradstation Dorotheenstr. 30, Mitte, Tel. 20 45 45 00, Mo.–Fr. 10–19:30 Uhr, Sbd. 10–18 Uhr, www.fahrradstation.de Fahrradladen Mehringhof Gneisenaustr. 2a, Kreuzberg, Tel. 691 60 27, Di., Do. und Fr. 10–19 Uhr, Mi. 7–19 Uhr, Sbd. 11–16 Uhr, www.fahrradladen-mehringhof.de Radhaus Biesdorf Alt-Biesdorf 45, Biesdorf,Tel. 51 06 37 70, Mo.–Sbd. 10–19 Uhr, www.das-radhaus.de Zweirad-Center Stadler August-Lindemann-Str. 9, Prenzlauer Berg, Tel. 20 07 62 50, Mo.–Sbd. 10–20 Uhr, www.shop.zweirad-stadler.de Ulis Fahrradladen Jagowstr. 28, Spandau, Tel. 336 69 87, Mo.–Fr. 10–18.30 Uhr, Sbd. 10–14 Uhr, www.historische-fahrraeder-berlin.de

20 BEST OF BERLIN Gleich zwei Märkte prägen das Leben am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg - beide gehören zu den besten Berlins. Märkte am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg: Erlesen und manchmal schräg Nur Ahnungslose sehen in den beiden Märkten auf dem Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg eine Veranstaltung für zugezogene Schwaben. Tatsächlich handelt es sich sowohl beim Ökomarkt donnerstags als auch beim KollwitzWochenmarkt am Sonnabend zu den erlesensten Angeboten im Osten Berlins. Bestechend wirkt hier wie dort die Vielfalt. Wer zwischen den Ständen spazieren geht, kann einkaufen, was die neuesten Trends und der eigene Geldbeutel hergeben: vom würzig-reifen Alpen-Bergkäse über feinen Bioschinken bis zu Tofublöcken der „Soy Rebels“. Fast noch besser als frisches regionales Obst und Gemüse zum Mitnehmen sind die Stände mit Köstlichkeiten zum Vor-Ort-Schlemmen. Ob Muscheln oder orientalische Snacks, asiatisches Streetfood oder zünftige Wurst – ein Marktbesuch kann Mahlzeiten ersetzen. Zugleich sind die beiden Kollwitzmärkte auch immer für ein Stadtgespräch gut. Wenn sich Anwohner über BERLINS BESTE WOCHENMÄRKTE UND MARKTHALLEN Von Norman Börner, Patrick Goldstein, Katrin Lange, Julia Lehmann, Birgit Lotze, Dennis Meischen Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch: Auf Berlins Wochenmärkten ist die Vielfalt groß und die Qualität meist hervorragend. Jeder Markt hat seinen eigenen Reiz. Bei diesen 12 Märkten lohnt sich ein Besuch. WOCHENMÄRKTE Straßenmusiker zwischen den Ständen beschweren oder das Bezirksamt Pankow einen Rammschutz für die Einkaufsmeilen mit massiven Betonklötzen verlangt, wundert sich der Rest Berlins dann doch über Eigenheiten von Prenzlauer Bergs Marktkultur. Adresse: Kollwitzplatz, 10405 Berlin Termine: Ökomarkt der Grünen Liga, Do. 12–19 Uhr, der Wochenmarkt am Sbd. 9–16 Uhr Foto: David Heerde

21 BEST OF BERLIN Wochenmarkt Alt-Pankow: Kein anderer Markt ist älter Die ersten Marktschreier riefen im Jahr 1857 ihre Angebote über den Anger eines Dorfes namens Pankow. 166 Jahre später darf man auf dem ältesten Wochenmarkt Berlins eine interessante Mischung aus Lebensmitteln und Trödelwaren erwarten. Auch moderne Erscheinungen wie Foodtrucks und sogar ein US-Schulbus als rollender Imbiss gehören zu den auffälligen Requisiten vor dem Pankower Rathausturm. Hier versucht eine Marktveranstaltung den Spagat zwischen alter Schule und einem Charme, mit dem man auch hippe Studenten zum Einkauf gewinnt. Die können hier an der „Bert & Boni Cheeserie“ ein Stück Schweizer Käse der Sorte „Churfürstenkönig“ kosten – da lässt der Hauptort Graubündens grüßen. „Mit Liebe gemacht von Kleinbauern“, erzählt Verkäuferin Jana. „Das ist unser Markenzeichen.“ Auf dem Wochenmarkt Alt-Pankow bekommt man neben gewöhnlichen Äpfeln und Birnen auch das Festliche. Hier locken die „Wildoase Wünsch“ mit feinem Hirschschinken oder der Fischstand „Barracuda“ eine Besucherschaft, die Feinkost an einem Ort kaufen will, der schon zu Pankower Dorfzeiten einen Namen hatte. Adresse: Breite Straße, 13187 Berlin Termine: Di. 8–14 Uhr, Mi. 8–17 Uhr, Fr. 8–16 Uhr, Sbd. 8–15 Uhr Der Wochenmarkt auf dem Winterfeldtplatz in Schöneberg. Foto: Julia Lehmann Bummel an bunten Ständen vor dem Rathausturm: Der Wochenmarkt Pankow füllt die alte Mitte des Ortsteils mit Leben. Robin Burr von „Supergrün“ mit seinen Microgreens auf dem Kranoldmarkt in Lichterfelde Ost. Foto: Katrin Lange Foto: Thomas Schubert Winterfeldtmarkt in Schöneberg: Viel Bio mitten im Regenbogenkiez Für viele Schöneberger ist er die Pilgerstätte, wenn es um frische Lebensmittel, den Kaffee auf die Hand oder Selbstgemachtes geht. Der Wochenmarkt am Winterfeldtplatz ist weit über den Kiez hinaus bekannt und beliebt. Zwei Mal in der Woche – mittwochs und sonnabends – präsentieren Händler dort ihre Waren. Darunter sind etliche Biohersteller. Das Angebot ist vielfältig: warme Speisen, Brot, Obst, Gemüse, Schmuck, Pflanzen und Blumen, Bekleidung oder Dekoartikel. Der Winterfeldtplatz liegt in direkter Nachbarschaft zum Nollendorfplatz und damit in einem der angesagtesten Kieze Schönebergs, dem Regenbogenkiez. Aber: Parkplätze sind Mangelware in der Gegend. Besser mit dem ÖPNV anreisen, etwa mit der U1, U2, U3 oder U4 bis zum Nollendorfplatz. Adresse: Winterfeldtplatz, 10781 Berlin Termine: Mi. 8–14 Uhr, Sbd. 8–16 Uhr Wochenmarkt Kranoldplatz in Lichterfelde: Fleisch, Fisch, Käse – und wachsende Gemüsesorten Gerade kommt eine Passantin am Stand von Robin Burr vorbei. „Das hat mir wirklich gut geschmeckt“, sagt sie und zeigt auf Radieschen-Pflanzen. Das junge Start-up Supergrün ist mit seinen Microgreens erst seit kurzem auf dem Wochenmarkt auf dem Kranoldplatz in Lichterfelde Ost dabei, auf dem es sonst alles für den täglichen Bedarf von Kartoffeln über Fleisch, Fisch, Käse bis zu Blumen und griechischen Spezialitäten gibt. Seit einem Jahr werden die kleinen Gemüsekeimlinge im Goerzwerk in Lichterfelde angepflanzt. Schnelle Sorten, wie Radieschen und Brokkoli, wachsen in sieben Tagen, andere brauchen bis zu 14 Tage. „In dieser kleinen Form haben die Gemüsesorten wesentlich mehr Nährstoffe als die großen“, sagt der studentische Mitarbeiter von Supergrün. Sorten wie Rotkohl, Rucola und Radieschen könnten wie frische Kräuter genutzt werden, zum Beispiel auf dem Rührei. Bislang ist der Stand mit den Microgreens nur mittwochs da, das junge Unternehmen will aber auf Sonnabend ausweiten. Adresse: Kranoldplatz 1, 12209 Berlin Termine: Mi. und Sbd. von 8–14 Uhr

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