Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

10 30 JAHRE UEFA-CUP RWE AN DER EHRE GEPACKT Trotz feststehenden Wechsels trumpft Thomas Vogel auf – auch beim 1:0 über Magdeburg Thomas Vogel (55), umjubelter Torschütze beim 1:0-Heimsieg am 27. April 1991 über Magdeburg. Als der Ball gegen die verdutzten Magdeburger im Netz zappelte, drehte Thomas Vogel jubelnd ab. Der ausgestreckte Zeigefinger wirkte dabei wie ein Zeichen an die Unkenrufer. Als wollte er ihnen signalisieren: „Seht her! Ich bin keiner, der die Füße hochnimmt!“ Dies wurde im Umfeld des FC Rot-Weiß durchaus gemutmaßt, nachdem der Stürmer in der Winterpause einen Zweijahresvertrag beim 1. FC Kaiserslautern unterschrieben hatte. Dem Verein, der den Bayern in jener Saison 1990/91 die deutsche Meisterschaft wegschnappen sollte. Der Wechsel auf den Betzenberg war ein Quantensprung für den gebürtigen Weimarer. Doch bevor er die Bundesliga-Bühne betrat, ließ Vogel die Erfurter Träume reifen. „Ich fühlte mich an der Ehre gekitzelt und wollte allen zeigen, dass ich mich nicht hängen lasse“, verrät er. Eine Woche nach seinem Goldenen Tor in Rostock entschied auch sein Treffer das Duell mit Magdeburg. Dabei schickte er Gegenspieler Cebulla per Hackentrick ins Leere und traf ins lange Eck (35.). 9000 Fans gerieten aus dem Häuschen. In der Schlussphase war der Angreifer dann meist im eigenen Strafraum zu finden, um den Vorsprung zu verteidigen. Dabei scheute er keinen Meter und keinen Zweikampf. Eine Einstellung, die ihm Bewunderung, aber auch viele Verletzungen einbrachte. Obwohl er sich stets zurückkämpfte, kosteten ihn die Knochenbrüche und Bänderrisse womöglich eine noch erfolgreichere Karriere. So blieb der Supercup 1991 mit Lautern sein einziger Titel. Ein Zweitliga-Aufstieg gelang ihm 1994/95 noch einmal mit Jena, wo er ein Jahr später die Schuhe an den Nagel hängen musste. Die lädierten Knie spielten nicht mehr mit. „Er hat sich nie geschont und war für uns in dieser Saison Gold wert“, sagt Rainer Stops. Der damalige Erfurter Geschäftsführer hatte Vogel 1988 aus Sömmerda geholt. Doch ausgerechnet den letzten Schritt zur zweiten Liga, das 0:0 am vorletzten Spieltag in Jena, erlebte er nicht auf dem Rasen: „Ich lag krank im Bett, musste von zu Hause aus mitfiebern“, erzählt der heute 55-Jährige. Das Saisonfinale gegen Brandenburg ließ er sich aber nicht entgehen und bereitete Zbigniew Fabinskis 2:1 mustergültig vor – jenes Tor, das den Uefa-Cup bedeutete. Die Emotionen, die dieser Erfolg auslöste, sind Vogel auch 30 Jahre danach noch gegenwärtig: „Alle lagen sich in den Armen, überall flossen Freudentränen. Aus dem Stadion ging es direkt in die Thüringenhalle zur Party.“ Für ihn persönlich war es der perfekte Abschluss bei RotWeiß. Im Uefa-Cup spielte er später mit den Lauterern; und kurioserweise schied er mit ihnen ebenfalls gegen Ajax Amsterdam aus. Dem Fußball blieb Vogel auch nach der Karriere treu. Gemeinsam mit seiner Frau Annett betreibt er seit 2003 in Mellingen eine Ferienfußballschule, gibt seine Erfahrungen an Kinder und Jugendliche weiter. Seit acht Monaten sind beide stolze Großeltern und sehr gern mit dem Enkel im Kinderwagen unterwegs. „Mein Sohn frotzelt zwar, das wäre meine Gehhilfe. Aber ganz so schlimm es nicht“, schmunzelt der Ausnahmestürmer von einst. FOTO: A. VOGEL Thomas Vogel (55) heute. 04

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