Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

9 30 JAHRE UEFA-CUP RWE Form attestiert wie Mitte der achtziger Jahre, als er zum Kader des DDRNationalteams gehörte. Zwischen 1983 und 1987 brachte es das Erfurter Eigengewächs auf 16 A-Länderspiele und fünf Berufungen in die OlympiaAuswahl. Dabei stand für ihn die Saison zunächst unter keinem guten Stern. Nach dem 2:1 in Halle am zweiten Spieltag wurde er plötzlich des Dopings beschuldigt. Später kam heraus, dass Sänger bei der Dopingprobe nicht die von ihm geforderte Urinmenge abgeben konnte und von Schiedsrichter Thomas Eßbach „Hilfe“ erhielt. Da dieser allerdings schmerzstillende Mittel gegen Rückenbeschwerden genommen hatte, gab es den positiven Befund. Sänger wurde zwar des Dopings freigesprochen, aber wegen der Weitergabe der nicht fertig gefüllten Probe für fünf Spiele gesperrt. Dank seines unerschütterlichen Selbstvertrauens steckte er sowohl diese Zwangspause als auch den deutschlandweiten Wirbel um den vermeintlichen Dopingfall weg – und lief in der entscheidenden Saisonphase zur Hochform auf. Vielleicht hatten die Rostocker Verantwortlichen Sängers Leistung am 19. April 1991 noch im Hinterkopf, als sie ihn 15 Monate später verpflichteten. Er sollte mithelfen, die aus der 1. Bundesliga abgestiegene Kogge wieder auf Kurs zu bringen. Obwohl das Unternehmen Wiederaufstieg zweimal misslang, bezeichnet der Verteidiger die beiden Jahre an der Ostsee als „schönste Zeit als Fußballer“. Als unumstrittene Stammkraft kam er für Hansa auf 78 Einsätze – allesamt von Beginn an. Und Rostocks Neu-Trainer Frank Pagelsdorf hätte ihn auch gern behalten, doch Sänger zog es im Sommer 1994 zurück in die Heimat. „Ein Fehler“, wie er im Nachhinein gesteht. „Ich hätte noch ein, zwei Jahre dortbleiben sollen.“ Zu Hause wartete aber mit der Eröffnung seines Sportparks in Erfurt-Kerspleben eine neue Herausforderung. Um dieser Ausriss: So wurde damals über das Spiel berichtet. MONTAGE: A. WETZEL gerecht zu werden, spielte er fortan in der Nähe – bei Sachsen Leipzig, Carl Zeiss Jena und schließlich noch einmal für den FC Rot-Weiß. Ein Autounfall am 18. September 1999, bei dem er einen Unterschenkel verlor, sorgte für das tragische Ende seiner aktiven Karriere – und den schweren Start in ein Leben mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Trotz dreier Trainerstationen (ErfurtNord, Sachsen Leipzig, Dachwig/ Döllstädt) spielte der Fußball fortan nicht mehr die Hauptrolle. Seine Familie und die berufliche Neuorientierung genossen Vorrang. Mittlerweile arbeitet der studierte Diplomsportlehrer und DFB-Trainer mit A-Lizenz als Förderpädagoge an einer Erfurter Schule; unterstützt den gemeinsamen Unterricht sowie die Schüler, die Schwierigkeiten mit dem Lernen haben. Auch dabei geht es dem 58-Jährigen um Erfolge. Aber eben nicht mehr um jene, die in Toren und Punkten gemessen werden. Karsten Sänger (58) heute. FOTO: H. SÄNGER

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