Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

23 30 JAHRE UEFA-CUP RWE Mainz oder Darmstadt heißen die Gegner Zorbau, Neugersdorf oder Martinroda. Disztl, Sänger, Linke und Vogel bildeten die Erfolgsachse „Der Uefa-Cup wird eine einmalige Sache bleiben“, ist Menz überzeugt und blickt bei allem Stolz realistisch auf das denkwürdige Jahr 1991 zurück. „Das war überragend, was wir damals erreicht haben. Die meisten Gegner waren besser. Aber die Mannschaft ist im Laufe der Saison über sich hinausgewachsen.“ Nach der ersten Halbserie befand sich der FC RotWeiß mit 13:13 Punkten im Niemandsland der Tabelle, schien chancenlos im Rennen um die ersten sechs Plätze, die die Relegation für die 1. und 2. Bundesliga bedeuteten. Doch mit einer Aufholjagd und der besten Rückrunden-Bilanz aller Oberligisten (18:8 Zähler) sicherte sich das Team den dritten Platz. Entscheidend, so Menz, sei die herausragende „mittlere Achse“ gewesen: „An Peter Disztl im Tor, Karsten Sänger und Thomas Linke in der Abwehr sowie Thomas Vogel im Sturm haben sich alle anderen orientiert und von ihnen mitreißen lassen.“ Gemeinsam mit Trainer Lothar Kurbjuweit hatte er bei der Zusammenstellung der Mannschaft ein gutes Händchen bewiesen. Die eigene Trainererfahrung war dabei und auch auf seinen folgenden Manager-Stationen (Chemnitz/1996 bis 2000, Dresden/2000 bis 2007) sicherlich kein Nachteil. Seine ersten Schritte unternahm der gebürtige Steinbach-Hallenberger als 22-jähriger Jung-Trainer in Erfurt, gewann 1974 sofort den FDJ-Pokal der Jugend und führte den OberligaNachwuchs des FC Rot-Weiß sechs Jahre später sensationell zur Meisterschaft. Die Liga war eingeführt wurden, um jenen Akteuren Spielpraxis zu bieten, die nicht auf Anhieb den Sprung nach oben geschafft haben. Als Kapitän fungierte damals „Sakko“ Schröder, an dessen Seite Talente wie Martin Busse, Josef Vlay, Jörg Hornik oder Andreas Winter reiften. Als Cheftrainer 1982 den Einzug in den Uefa-Cup knapp verpasst „Siggi war ein Typ, der extrem ehrgeizig war. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog er es gnadenlos durch“, sagt Albert Krebs, sein einstiger Co-Trainer. 1981 stieg Menz zunächst zum Assistenten von Manfred Pfeifer im Oberliga-Team auf und wurde wenige Monate später zum Chef befördert. Was er 1991 als Manager schaffte, den Einzug in den Uefa-Cup, blieb ihm als Trainer knapp verwehrt: In der Saison 1982/83 entschied das bessere Torverhältnis zu Gunsten des favorisierten 1. FC Lok Leipzig. Vielleicht genoss er nach dieser verpassten Chance die Spiele gegen Groningen und Amsterdam umso mehr. Aufgrund seines Durchsetzungsvermögens und Verhandlungsgeschicks war er im April 1989 zum Manager berufen worden und hatte sich schnell einen Namen gemacht: als gewiefter Taktiker und knallharter Geschäftsmann. Wenn er einen Spieler überzeugen wollte, setzte er alle Hebel in Bewegung. Menz: „Da war ich vielleicht hartnäckiger als andere. Manche nennen es auch verbissen.“ Was die Finanzen betraf, kannte er bald alle Kniffe und bewegte sich schon mal am Rande der Legalität. Über die dunklen Kapitel in seiner Karriere sagt er nur: „Ich habe mich nie persönlich bereichert. Es ging mir immer um das Wohl der Vereine.“ Sportlich stand das Schlitzohr, das die Transfers von Vogel nach Kaiserslautern oder Linke zu Schalke gewinnbringend für Rot-Weiß abwickelte, ohnehin für Erfolg. Nach Erfurt stieg er auch mit Chemnitz und Dresden in die 2. Liga auf. Ein „Hattrick“, auf den nicht viele seiner Zunft zurückblicken können. Marco Alles / Sportredaktion, TZ Siegmar Menz (71) heute. Zur Person Siegmar Menz war selbst als Fußballer für Motor Steinbach-Hallenberg aktiv sowie während des Studiums für die DHfK Leipzig. 1973 begann er bei Rot-Weiß Erfurt als Nachwuchstrainer und wurde 1982 Cheftrainer. 1984/ 85 löste ihn Hans Meyer ab. Nach Trainer-Stationen bei Glückauf Sondershausen und Robotron Sömmerda in der DDR-Liga kehrte er 1989 zu Rot-Weiß zurück und fungierte fortan als Manager. Später stieg er mit Chemnitz und Dresden auch in die 2. Liga auf.

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