Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

37 30 JAHRE UEFA-CUP RWE einnehmen. Die Eindrücke jener historischen 90 Minuten sind bis heute präsent. Schönberg erinnert sich an die Torvorlage von Jürgen Heun, „der damals unser aller großes Idol war“; an den coolen Peter Disztl, „den einfach nichts aus der Ruhe bringen konnte“ und natürlich an die großen Namen beim Gegner: de Boer, Blind, Wouters, Winter, Bergkamp, Roy. „Erst später ist mir so richtig bewusst geworden, wer da alles aufgelaufen war“, erzählt er. Keine zwei Jahre darauf sollte der Erfurter Junge selbst den Rasen betreten. Mit zarten 17 war er von Trainer Klaus Goldbach befördert und ins kalte Oberliga-Wasser geworfen worden. Er schwamm sich frei; erst als unerbittlicher Manndecker, später als dynamischer Außenverteidiger. „Damals ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Von Frank Dünger, Jens Große und auch Heiko Nowak konnte ich unheimlich viel lernen. Sie haben mir Sicherheit gegeben“, beschreibt er die ersten Schritte im Männerbereich. Großen Anteil an seinem Aufstieg misst Schönberg Reiner Rustler bei: „Er war der beste Trainer, den ich jemals hatte.“ Schlusspunkt bei Rot-Weiß gegen Namensvetter FC Schönberg Es dauerte nicht lange, da war er dank seiner Einsatzstärke zum Publikumsliebling avanciert. Das langgezogene „Piiiiieeeet“ schallte immer dann durchs Stadion, wenn er los sprintete oder zu einem weiten Einwurf ausholte. Ausgerechnet die Relegationsspiele zur zweigleisigen Regionalliga gegen seinen Namensvetter FC Schönberg im Jahr 2000 bildeten den Schlusspunkt unter seine aktive RotWeiß-Karriere. „Ich war 24, wollte mal etwas anderes sehen. Schade, dass es damals mit Cottbus nicht geklappt hatte“, sagt er. Nach Energies überraschendem Bundesliga-Aufstieg sah Trainer Eduard Geyer keine Verwendung mehr für den Defensivspieler. Der unterschriebene Vertrag wurde aufgelöst; Schönberg schloss sich für die nächsten vier Jahre Regionalligist Sachsen Leipzig an. Über die Stationen Zwickau und Gotha führte ihn sein Weg 2007 jedoch zurück zu den Wurzeln. In der zweiten Mannschaft spielte er noch sporadisch und assistierte Trainer Albert Krebs. Dann integrierte ihn Cheftrainer Karsten Baumann in sein Team, ehe der A-Lizenz-Inhaber 2010 die Verantwortung für die U-23-Elf übertragen bekam. Dreieinhalb Jahre trainierte er die Erfurter Talente. Anschließend folgten Intermezzi in Eschwege und Sondershausen. Auf dem Göldner feierte er 2016 mit dem 1:0 im Landespokal über Carl Zeiss Jena einen seiner schönsten Siege als Trainer: „Zwischen uns lagen vier Spielklassen. Und wir haben trotzdem nicht unverdient gewonnen. Die Feier danach bleibt unvergessen.“ Beide Söhne treten nicht in die Fußstapfen des Vaters Ein Jahr später war Schluss auf der Trainerbank. Die Familie sollte fortan Vorrang genießen. Zwar sind die Söhne Emil (12) und Mathis (8) sportlich, aber in die Fußstapfen des Papas treten sie wohl nicht. „Kein Problem“, findet dieser und lacht. Selbst kann er momentan auch nur Rad fahren. Meniskusprobleme im Knie lassen Kicken in der rot-weißen Traditionsmannschaft nicht zu. Die „Oldies“ planen zum 30-jährigen Jubiläum eine Party mit allen UefaCup-Spielern. Dann wird der Balljunge von einst auch den umjubelten Torschützen wiedertreffen. FOTO: SCHÖNBERG Zur Person Als Sechsjähriger fiel Piet Schönberg den Rot-Weiß-Scouts bei einem Sichtungsturnier auf. In seinem ersten Spiel bei Lok Erfurt gewann sein Team mit 5:0 – und er schoss alle fünf Tore. Mit 17 debütierte Schönberg im Juli 1993 in der 1. Mannschaft – Rot-Weiß schlug Borna mit 6:0. Im Sommer 2000 wechselte er zu Regionalligist Sachsen Leipzig. Über die Stationen Zwickau und Gotha kehrte er zu Rot-Weiß zurück und beendete in der 2. Mannschaft 2008 seine Karriere. Seine ersten Erfahrungen als Trainer sammelte er im Team von Karsten Baumann; später zeichnete er für Rot-Weiß II (bis 2014), Eschwege und Sondershausen als Cheftrainer verantwortlich. Heute arbeitet er in der Erfurter Niederlassung eines Thüringer Fördertechnik-Unternehmens. Piet Schönberg, 45, heute.

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