Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

39 30 JAHRE UEFA-CUP RWE Minute; und für den Torschützen „der größte Moment meines Fußballer-Lebens“. Die Führung zur Halbzeit ließ das Erfurter Publikum an jenem Mittwochabend von der nächsten Sensation träumen. Der umjubelte Schulz gab beim Gang in die Kabine schon erste Interviews. Das Glücksgefühl, das ihn damals erfasste, hält bis heute an. Daran änderte auch die zweite Hälfte nichts, in der sich Ajax steigerte und das Spiel durch Treffer von Wim Jonk (46.) und Dennis Bergkamp (78.) drehte. „Wir haben ihnen trotzdem das Leben schwer gemacht und uns teuer verkauft“, findet der Torschütze. Der couragierte Auftritt des damaligen Zweitliga-Letzten hinterließ auch beim Weltklasse-Team von Trainer Louis van Gaal Eindruck. Als Schulz nach der Partie den an ihm vorbeigehenden Wouters nach dessen Dress fragte, verblüffte ihn dieser mit der Aussage: Das sei nicht das Original von Ajax, sondern das Auswärtstrikot. Beim Rückspiel bekäme er das richtige. Gesagt, getan: Als sich der Favorit zwei Wochen später klar durchgesetzt hatte (3:0), überreichte der Niederländer dem Rot-Weiß-Mittelfeldakteur das begehrte Stück. Bereits Anfang der 1980er-Jahre hatte Schulz als junger Spieler erste UefaCup-Einsätze verbucht, stand mit Vorwärts Frankfurt/Oder sowohl Werder Bremen als auch Nottingham Forest gegenüber. Doch die Partien mit Erfurt seien emotionaler und eindringlicher gewesen, sagt er. Vermutlich auch, weil niemand einen Pfifferling auf die in der Liga enttäuschende Mannschaft gesetzt hatte. „Auf null Prozent hatte Max Merkel unsere Chancen aufs Weiterkommen in seiner Zeitungskolumne beziffert“, erinnert sich der 60-Jährige. „Als wir Groningen aber dann ausgeschaltet hatten, tauchte er irgendwann beim Training auf und beglückwünschte uns mit einem Blumenstrauß.“ Obwohl er nur eine Saison das RotWeiß-Trikot trug, hat er den Verein in sein Herz geschlossen. „Es war eine Super-Zeit mit einer Super-Truppe“, sagt er. Verantwortlich für seinen Wechsel nach Erfurt war Trainer Lothar Kurbjuweit, der den technisch versierten Offensivmann früher schon nach Jena lotsen wollte. Nach dem Zweitliga-Abstieg ging es für „Schulle“ zurück nach Brandenburg. Später kickte er noch für Rathenow, Kyritz und Babelsberg, ehe er verschiedene Trainerfunktionen im Havelland bekleidete. „Ich bin Brieselanger. Hier fühle ich mich wohl“, sagt Schulz. Beruflich ist der Kfz-Meister seit mehr als 20 Jahren für einen Autozulieferer tätig. Nach Feierabend betreut er noch den VfL Nauen in der Landesklasse als Co-Trainer. Aber selbst tritt er nicht mehr vor den Ball, seit er im vergangenen Jahr eine Knieprothese bekommen hat. Stattdessen genießt er ausgiebige Radtouren mit seiner Frau Ute und betont: „Fußball gespielt habe ich in meinem Leben genug.“ Und sich mit seinem Tor einen festen Platz in der rot-weißen Clubhistorie gesichert. FOTO: UTE SCHULZ Uwe Schulz,60, heute. So wurde damals über das Spiel berichtet. MONTAGE: A. WETZEL

RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4