Hamburger Abendblatt | Dossier | BACK TO SCHOOL

15 BACK TO SCHOOL WIE VERBREITET IST MOBBING AN SCHULEN? 2017 ergab eine Pisa-Untersuchung, dass in Deutschland fast jeder sechste 15-Jährige (15,7 Prozent) regelmäßig Opfer teils massiver körperlicher oder seelischer Misshandlung durch Mitschüler wird. Nach Einschätzung des Potsdamer Mobbing-Forschers Sebastian Wachs kommt Mobbing an jeder Schule vor. In einer anderen Studie – Cyberlife II – gaben 2017 ein Viertel der befragten Schüler an, schon einmal von Mobbingattacken betroffen gewesen zu sein. Gut die Hälfte davon (13 Prozent) fühlten sich als Opfer von Cybermobbing, einer digitalen Spielart: Über WhatsApp-Gruppen oder soziale Medien werden Opfer beschimpft und beleidigt, Lügen und Gerüchte werden in die Welt gesetzt. WAS KÖNNEN ERSTE ANZEICHEN VON MOBBING SEIN? Zum einen gibt es körperliche Anzeichen: Blaue Flecken, häufiges Bauch- und Kopfweh und fehlende Motivation können Warnsignale sein, dass ein Kind in der Schule gemobbt wird. Zum anderen kann aber auch fehlendes Geld und zerrissene Kleidung ein Zeichen sein. Manchmal fehlt auch etwas aus dem Schulranzen oder Rucksack. Darauf weist die Sicher-Stark-Initiative hin, die sich für den Schutz von Kindern einsetzt. Betroffene Kinder haben meist keine Lust mehr, in die Schule zu gehen. Ihnen ist ihre frühere Fröhlichkeit abhanden gekommen und sie lassen plötzlich Ehrgeiz vermissen. „Kinder kommen nicht von der Schule nach Hause und sagen: ,Ich werde gemobbt’“, sagt Mobbing-Experte und Pädagoge Karl Gebauer. Vielmehr würden sie von einzelnen Erlebnissen berichten, zum Beispiel von zerstochenen Reifen oder wenn ihnen jemand Wasser in den Rucksack schüttet. WAS KÖNNEN ELTERN TUN? Eltern, die das Gefühl haben, ihr Kind wird in der Schule gemobbt, sollten mit dem Kind sprechen. Sie sollten ganz konkrete Fragen stellen, rät der Experte. „Vor allem sollten Eltern ihr Kind darin bestärken, dass keiner das Recht hat, sie so zu verletzen“, sagt Gebauer unserer Redaktion. Erst dann sollten Eltern die Schule informieren und mit Lehrern, der Schulleitung oder Sozialarbeitern sprechen. Eltern sollten nichts ohne Zustimmung oder Absprache mit ihrem Kind tun. Das rät auch Pädagoge Gebauer. Während des Unterrichts und auf dem Schulgelände sind zudem die Lehrer verantwortlich. „In der Schule können sie ihr Kind nicht beschützen, das kann nur eine Lehrkraft oder ein Mitschüler“, sagt er. Hilfe für Mobbing-Opfer gibt es auch beim Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ unter 0800 111 0 333 oder im Netz unter www.nummergegenkummer.de. WAS MACHT MOBBING MIT EINEM MENSCHEN? „Mobbing ist eine extrem aggressive Handlung, die das Selbstwertgefühl eines Menschen zerstört und das Gefühl völliger Ohnmacht auslösen kann“, sagt Gebauer. „Im Extremfall verliert das Opfer jegliches Vertrauen in die Mitmenschen, selbst zu Freunden und Familie.“

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