Hamburger Abendblatt | Dossier | BACK TO SCHOOL

16 BACK TO SCHOOL WARUM ERKENNEN LEHRKRÄFTE MOBBING IN DER SCHULE NICHT? Nicht immer ist Lehrern bewusst, dass es zu Fällen von Mobbing an der Schule kommt. „Lehrern fehlen häufig die Kompetenzen, um Mobbing zu erkennen“, sagt Karl Gebauer. Die Situation sei oft schwierig zu erkennen: Die Täter handeln meist verdeckt, Opfer und Mitläufer schweigen, aggressives Verhalten wird nicht richtig gedeutet. Gebauer empfiehlt Schulen daher, ein Interventions-Team mit festen Ansprechpartnern aufzustellen, an das sich Betroffene wenden können. Aus Sicht des Mobbing-Forschers Wachs sollten Anti-Mobbing-Programme an allen deutschen Schulen die Regel sein – nach dem Vorbild skandinavischer Länder. „Wir sind in Deutschland in so vielen Bereichen ambitioniert, aber Anti-Mobbing-Programme sind hier keine Pflicht.“ Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht mehrere Ansätze. „Lehrer müssen besser in die Lage versetzt werden, diese Dinge überhaupt zu erkennen, etwa durch Schulungen“, fordert Ilka Hoffmann, im GEW – Bundesvorstand für die Schulen zuständig. „Zudem muss die Frage, wie sie mit Mobbing, mit Tätern oder etwa deren Eltern umgehen sollen, in der Aus- und Fortbildung einen größeren Stellenwert bekommen.“ Und: Lehrer brauchten abseits des Unterrichts mehr Zeit für ihre pädagogischen Aufgaben, etwa für Einzelgespräche mit Schülern. WIE LÄSST SICH EINE MOBBING-SITUATION AUFLÖSEN? Wenn die Täter identifiziert sind, muss das Mobbing zunächst durch eine Art Intervention gestoppt werden. Die Täter müssen wissen, dass sie von nun an beobachtet und gegebenenfalls bestraft werden. Die Opfer brauchen einen Beschützer, zum Beispiel einen Lehrer oder einen Mitschüler, der in Zukunft auf sie aufpasst. Betreuung brauchen auch die Täter, zum Beispiel in Form einer Psychotherapie. Aber auch Lehrer oder Sozialarbeiter können helfen: „Es ist wichtig, dass eine Person Beziehungsarbeit mit dem Täter leistet, ihm zuhört und hilft, Selbstvertrauen aufzubauen“, so Karl Gebauer. Denn: „Mobber sind Menschen, die ihr geringes Selbstwertgefühl aufwerten, indem sie sich in eine Machtposition gegenüber anderen bringen.“ Foto: iStock

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