Hamburger Abendblatt | Dossier | 1972

13 1972 der politischen Agenda. Der Klimawandel – ein Begriff, der 1972 noch gar nicht existierte – hat die Prognosen der Experten in vielen Punkten bestätigt. Schon ein Jahr nach Erscheinen des Buchs bekamen die Deutschen im Herbst 1973 mit der ersten „Ölkrise“ zu spüren, wie abhängig man sich macht, wenn man auf nicht nachhaltige Energien setzt. Die Autoren des Buchs, das weltweit in 37 Sprachen übersetzt und mehr als zwölf Millionen Mal verkauft wird, gehören dem „Club of Rome“ an – ein Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft aus mehr als 30 Ländern, die sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit starkmachen. Der Club wurde 1968 auf Initiative des italienischen Industriellen Aurelio Peccei und des schottischen Wissenschaftlers Alexander King in Rom gegründet. Als Hauptautor des Buchs fungiert der amerikanische Ökonom Dennis Meadows. Zu den Kernpunkten des Berichts in Buchform gehören Sätze wie: „Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen, der auch in weiterer Zukunft aufrechterhalten werden kann. Er könnte so erreicht werden, dass die materiellen Lebensgrundlagen für jeden Menschen auf der Erde sichergestellt sind und noch immer Spielraum bleibt, individuelle menschliche Fähigkeiten zu nutzen und persönliche Ziele zu erreichen. Je eher die Menschheit sich entschließt, diesen Gleichgewichtszustand herzustellen, und je rascher sie damit beginnt, umso größer sind die Chancen, dass sie ihn auch erreicht.“ Zentrale Vorhersagen des Buchs haben sich bewahrheitet – etwa das exponentielle Wachstum der Bevölkerung, die stetig zunehmende Ausplünderung der Rohstoffreserven und die damit verbundene Zerstörung der Umwelt. Erste Weltumweltkonferenz mit 1200 Vertretern aus 144 Staaten Der Bericht an den „Club of Rome“ ist 1972 nicht das einzige Anzeichen für die sich wandelnde Sicht auf die Welt und für die sich langsamen verändernden Prioritäten der Politik. In Stockholm trafen sich 1200 Vertreter aus 144 Staaten zur ersten Weltumweltkonferenz. Vor allem die Delegierten aus den damals so bezeichneten Entwicklungsländern warfen den Industrienationen vor, ihren Wohlstand auf Kosten der Dritten Welt auszuweiten. Der Weltbankpräsident, der Amerikaner Robert McNamara, hielt dagegen: Es gebe keinen Beweis dafür, dass wirtschaftliches Wachstum „notwendigerweise mit einer unannehmbaren Last für die Umwelt verbunden ist“, so McNamara. Konkrete Beschlüsse bracht die Konferenz jedenfalls nicht. „Es erscheint möglich, die Wachstumstendenzen zu ändern und einen ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand herbeizuführen.“ Dennis Meadows Die Grenzen des Wachstums Dennis Meadows, der Autor der „Grenzen des Wachstums“, hielt seinerseits ohnehin nicht viel von solchen Großveranstaltungen wie jenes Treffen in Stockholm. „Wenn wir uns auf Konferenzen verlassen, statt unseren Lebensstil zu ändern, sieht es schlecht aus“, erklärte er Jahrzehnte nach dem Stockholmer Treffen. „Jeder sollte seinen Lebensstil überdenken, seinen ökologischen Fußabdruck auf der Erde. Jeder sollte versuchen, etwas weiter in die Zukunft zu schauen als bisher.“ Der Ökonom Dennis Meadows hat das Buch „Die Grenzen des Wachstums“ entscheidend mitformuliert. Hier ein Foto aus dem Jahr 2010. FOTO: PA

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