Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

19 30 JAHRE UEFA-CUP RWE Dünger, der das 1:1 markierte (53.). Dann vollendete Fabinski eine Flanke von Thomas Vogel per Volleyschuss selbst (74.). In dem Moment war der Schock über den frühen Rückstand (5.) und Jürgen Heuns verschossenen Elfmeter in Hälfte eins vergessen. Die Kulisse bebte voller Vorfreude. Und als mit dem Abpfiff die Stadionzäune geöffnet wurden und 11.000 Fans auf den Platz stürmten, genoss der Matchwinner das emotionale Bad in der Menge. „Ich weiß gar nicht, wie viele Menschen mich damals umarmt haben. Ich hätte sie niemals zählen können“, erinnert er sich an den Ausnahmezustand. Dieser hielt bei der anschließenden Party in der Thüringenhalle an. Rund 5000 Anhänger ließen ihre Lieblinge hochleben und feierten bei Livemusik der Lothar-StuckertBand sowie der Rockgruppe Vital bis in die frühen Morgenstunden. Mittendrin: der überglückliche Fabinski, der an dem Abend unzählige Autogramme schrieb und noch immer von der damaligen Mannschaft schwärmt: „Wir waren wirklich eine tolle Truppe – mit Thomas Vogel und Peter Disztl an der Spitze. Die beiden waren überragend. Und wir hatten zwei Top-Trainer.“ Längst hat er diesen Weg selbst beschritten, kann das also gut einschätzen. Als A-Lizenzinhaber arbeitete er schon für verschiedene Clubs (Hannover, Darmstadt). Seit acht Jahren trainiert Fabinski nunmehr Kinder und Jugendliche in den Feriencamps des VfL Bochum. Ein Job, der ihm Spaß macht. Nach monatelangem Stillstand sehnt er die Rückkehr auf die Plätze herbei und sagt voller Überzeugung: „Kinder brauchen Bewegung, sonst werden sie dick und krank.“ Ausriss: So wurde damals über das Spiel berichtet. MONTAGE: A. WETZEL Zu Hause ist der 56-Jährige im hessischen Fulda. Dorthin hatte es ihn nach seinem Weggang aus Erfurt 1993 verschlagen. In der Regionalliga schnürte er noch drei Jahre die Schuhe und fungierte eine Zeit lang als Spielertrainer, bevor die Sportinvalidität das Karriereende bedeutete. Sein Talent hat Fabinski an beide Söhne weitergegeben: Kevin (19) ist ein guter Torwart, Robin (17) ein veranlagter Mittelfeldakteur: „Er wäre etwas für RWE“, lacht der stolze Vater. Seinen einstigen Verein hat er nie aus den Augen verloren, verfolgte die Entwicklung in den letzten Jahren mit Wehmut: „Es ist schade, was da passiert ist – in so einer schönen Stadt mit so vielen Fans.“ Ein-, zweimal im Jahr, wenn er auf der A4 zum Heimatbesuch in Richtung Polen rollt, würde er am liebsten die Ausfahrt nach Erfurt nehmen und die alten Mitspieler besuchen. Die Selbstständigkeit in der Folien-Branche lässt jedoch wenig Freizeit zu. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Sollte es noch zum 30-jährigen Jubiläumstreffen des Erfolgsteams kommen, wird den TorHelden nichts aufhalten. So wie damals gegen Brandenburg auf dem Platz. Zbigniew Fabinski (56) heute. FOTO: FABINSKI

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