Thüringer Allgemeine | Dossier | Rot-Weiss Erfurt - 30 Jahre UEFA-Cup

5 30 JAHRE UEFA-CUP RWE den“ um Thomas Linke und Nico Scheller. Und weil der langjährige Torjäger Jürgen Heun an jenem 6. April 1991 schon nach 22 Minuten mit einer Wadenbeinprellung vom Feld humpeln musste, war auch Romstedts Torriecher mehr denn je gefragt. Mit insgesamt neun Treffern avancierte er damals zum besten Rot-Weiß-Schützen der folgenreichen Saison. Das Goldene Tor von Cottbus blieb ihm nicht nur wegen dessen Bedeutung in Erinnerung. Romstedt genoss im engen „Stadion der Freundschaft“ stets die mitreißende Atmosphäre: „5000 Zuschauer fühlten sich dort wie 10. oder 15.000 an. Das war immer ein Spektakel“, verrät der ExStürmer. Ihn trieben jedoch nicht nur lautstarke Kulissen an. Im Herbst seiner Karriere wollte er unbedingt noch den Sprung in die 2. Bundesliga schaffen. Ein Ziel, das ihm nicht nur sportlich viel abverlangte. „Das Profigeschäft war völliges Neuland für uns Spieler. Wir hatten keine Berater und mussten uns natürlich selbst kümmern und unsere Verträge aushandeln“, erinnert sich Romstedt an die spannende Nachwendezeit. Während sich Teamkollege Vogel längst mit dem 1. FC Kaiserslautern einig war, wollten Vermittler den Routinier nach Österreich oder in die Schweiz lotsen. Doch der bodenständige Typ blieb dem FC Rot-Weiß und seinem Heimatort Frankendorf treu: „Mir war es wichtig, in dieser turbulenten Zeit bei der Familie zu sein und zu Hause etwas aufzubauen.“ Sein Weg führte ihn später in die Selbstständigkeit. 1997 eröffnete der einmalige DDR-Nationalspieler (1:0 gegen Griechenland am 12. September 1984) ein Sportgeschäft in Erfurt, belieferte zahlreiche Fußballvereine aus der Region mit Trikots und Trainingsgeräten. Nicht selten kamen aber auch Fans in den Laden, um über die alten Zeiten zu sprechen. Die aufregenden Wochen im Frühjahr gehörten häufig dazu; endlich hatte es der FC Rot-Weiß mal geschafft, das Mittelmaß zu verlassen und die Spitze anzugreifen. Beim Sieg in Cottbus galt es zunächst noch einen Schreckmoment zu überstehen. In der 72. Minute hatte Lehmann einen Freistoß an den Pfosten gesetzt; aus dem Spiel heraus ließ die kompakte Abwehr vor Torhüter Peter Disztl aber nichts mehr zu. „Die Defensivstärke war unser Trumpf – und die schnellen Leute vorn“, meint Romstedt augenzwinkernd. Heute ist er trotz eines neuen Hüftgelenks nicht Armin Romstedt (64) heute. FOTO: M. ROMSTEDT mehr ganz so flink unterwegs. Von seinen Schussfahrten an den Südtiroler Alpinhängen mal abgesehen. Beruflich ist er heute für den Kreissportbund Weimarer Land tätig und kümmert sich um die Integration von Migranten durch den Sport. „Wir organisieren interkulturelle Turniere, sichten für Vereine oder helfen den jungen Menschen, im Sportverein Fuß zu fassen“, sagt Romstedt. Und manchmal, wenn es ihn überkommt, dann kickt er noch ein bisschen mit. Und versenkt den Ball im Tor. Wie damals in Cottbus. MONTAGE: A. WETZEL Ausriss: So wurde vor 30 Jahren über das Spiel berichtet.

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