Hamburger Abendblatt | Dossier | Gesund durch den Winter

6 Neugierig folgen wir Bertlies Adler in den Garten. Einen der wichtigsten Kraftspender aus der Natur will sie uns zeigen und gräbt aus einem Beet vorsichtig einige kleine Rosettengewächse mit fleischigen Blättern und langen Wurzeln aus. „Die Rosenwurz wurde schon vor 2000 Jahren von Dioskurides, dem bedeutendsten Medizinautor der Antike, erwähnt“, erklärt die Allgäuer Kräuterfrau. „Mittlerweile liegen umfangreiche Studien vor, die ihr besonders bei Schwächezuständen eine große Bedeutung zuschreiben.“ WI EDER ZU KRÄFTEN KOMMEN Traditionell wird die Wurzel bei Müdigkeit und Erschöpfung eingesetzt, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Auch nach einer Krankheit, einem Unfall, einer persönlichen Krise oder einer intensiven Stressphase hilft sie dabei, wieder zu Kräften zu kommen – und den Schlaf zu verbessern, was für die Regeneration und die Rekonvaleszenz besonders wichtig ist. Wissenschaftler führen die Wirksamkeit auf einen Stoff namens Rosavin zurück, der dem Organismus dabei hilft, sich an innere und äußere Umstände anzupassen und seine Funktionen auf „Normalstand“ zu halten. Die Rosenwurz ist aus arktischen Gebieten zu uns eingewandert. „Ich verwende normalerweise nur einheimische Pflanzen“, meint die Phytotherapeutin, die auf dem alten Pfarrhof von Ingenried mit der Akademie Rückenwind ein Zentrum für Kräuterkunde, Naturerfahrung, Erholung und gesunde Ernährung erschaffen hat. „Doch es lohnt sich wirklich, ab und zu RHODIOLA ROSEA Die Rosenwurz ist winterhart und als Bodendecker beliebt. Für Heilanwendungen werden die langen Pfahlwurzeln genutzt, die beim Aufschneiden einen rosenartigen Duft verbreiten über den Tellerrand zu schauen. So bin ich in diesem Zusammenhang sehr begeistert von der aus Mittelamerika stammenden Damiana, die ich als Zimmerpflanze kultiviere. Sie hat eine ausgeprägte Wirkung auf das Nervensystem, stärkt bei Erschöpfungszuständen und Müdigkeit und fördert die Regeneration nach einem Unfall oder bei langwierigen Erkrankungen.“ Aus den Trieben der Pflanze stellt man am besten eine Tinktur oder einen Likör (s. Seite 83) her, der Tee schmeckt nicht gut. AUFBAUEN UND STÄRKEN Natürlich gibt es auch eine Vielzahl einheimischer Gewächse, die den Organismus unterstützen und die Selbstheilungskräfte anregen können. Dazu gehört neben bekannten Heilpflanzen wie Weißdorn und Rosmarin die eher unscheinbare Nelken-

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